Auktion: 550 / Evening Sale am 07.06.2024 in München Lot 124000353


124000353
Cindy Sherman
Untitled # 551, 2010/2012.
Farbfotografie
Schätzpreis: € 140.000 - 180.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Untitled # 551. 2010/2012.
Farbfotografie.
Verso signiert, datiert und nummeriert. Aus einer Auflage von 6 Exemplaren. 161,3 x 302,3 cm (63,5 x 119 in), im Original-Rahmen. [JS].

• Eine der großen Fotografien der "Queen of Self-Portrait" (New York Times, 2012) auf dem internationalen Auktionsmarkt.
• Seit den 1970er Jahren steht Sherman, die Meisterin der Selbstinszenierung, für ihre Schöpfungen sowohl vor als auch hinter der Kamera.
• Shermans entrückte Inszenierungen hinterfragen mithilfe von Verfremdung und Dekontextualisierung medial geprägte Rollenbilder und Idealvorstellungen.
• Inszenierte Ungewöhnlichkeit: "Untitled # 551" dechiffriert unsere stereotypen Vorstellungen von fremden Ländern und Kulturen.
• Seit Entstehung Teil der Olbricht Collection, Berlin.
• 2012 zeigt das Museum of Modern Art, New York, die große Werkschau "Cindy Sherman. A retrospective" u. a. mit Arbeiten dieser bedeutenden Werkphase.
• Vertreten von Hauser & Wirth, New York, und Gagosian, New York
.

PROVENIENZ: Metro Pictures, New York (verso mit dem Etikett).
Olbricht Collection, Essen/Berlin (2012 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Art Basel, 2012, Halle 2.1, Metro Pictures, New York.

Cindy Sherman ist die Frau mit den 1.000 Gesichtern. Als Meisterin der nuancierten Selbstinszenierung steht sie für ihre fesselnden Schöpfungen sowohl vor als auch hinter der Kamera, ist Fotografin und Model zugleich. Minutiös durchdacht, gelingt es ihr immer wieder, ihrem besonders wandelbaren Gesicht die feinsten Ausdrucksnuancen zu entlocken und diese mithilfe des Selbstauslösers zu den eigentlichen Protagonisten ihrer poetisch entrückten Schöpfungen zu erklären. In "Untitled # 551" tritt ihr präsentes und doch seltsam entrücktes Gesicht in eine eigenwillige Disbalance zu dem extravaganten fernöstlichen, reich mit Perlen besetzten, gold-blauen Gewand. Ihr spärlicher Seidenturban und ihr nacktes Gesicht, das im Gegensatz zur prächtigen Kleidung steht, erzeugt eine fesselnde optische Spannung. Auch ist es der ruhig, aber fest auf den Betrachter gerichtete Blick der Protagonistin, der uns unweigerlich in seinen Bann zieht und uns erst in einem weiteren Schritt erkennen lässt, dass dieser Mensch zugleich in einem irritierend beziehungslosen Verhältnis zu der ihn umgebenden Natur steht. Seltsam zerstört wirkt das moosbewachsene Flussbett im Hintergrund, und so baut Sherman auch hier durch eine kalkulierte Dissonanz ein fesselndes optisches Spannungsverhältnis auf. Im Zentrum dieser eindrucksvollen Werkfolge, zu der die vorliegende Arbeit zählt und die u. a. 2012 in der Gagosian Gallery und im gleichen Jahr in Auszügen in der großen Sherman-Retrospektive im Museum of Modern Art in New York ausgestellt war, stehen üppig gekleidete Frauengestalten vor weiten und unwirtlichen Naturlandschaften. Dieser Kontrast aus Vordergrund und Hintergrund ist das verbindende Element der Werkfolge, die sich trotz der Natur im Hindergrund durch ihre eigenwillige Kulissenhaftigkeit auszeichnet, da uns die Protagonistin stets isoliert wie auf einer Theaterbühne entgegentritt. Sherman erkundet in ihrem herausragenden fotografischen Œuvre die verschiedensten Rollenbilder und Idealvorstellungen etwa von der zerrissenen Heranwachsenden über die Hausfrau in der Vorstadt bis hin zur Aristokratin der Renaissance und hinterfragt dabei immer wieder die unerschöpfliche Bandbreite an sozialen Erscheinungsformen und psychologischen Räumen, die Frauen im Laufe der Geschichte für sich beanspruchen oder gesellschaftlich zugewiesen bekommen haben. Sie dechiffriert dabei immer wieder eindrucksvoll gesellschaftliche Konventionen. In "Untitled # 551" konfrontiert uns Sherman nicht nur mit unseren Idealvorstellungen von Schönheit und Weiblichkeit, sondern auch mit unseren medial geprägten, stereotypen Vorstellungen von fremden Ländern und Kulturen. [JS]



124000353
Cindy Sherman
Untitled # 551, 2010/2012.
Farbfotografie
Schätzpreis: € 140.000 - 180.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.