Auktion: 550 / Evening Sale am 07.06.2024 in München Lot 124000350


124000350
Karin Kneffel
Äpfel (Ohne Titel), 1999.
Öl auf Leinwand
Schätzpreis: € 120.000 - 150.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Äpfel (Ohne Titel). 1999.
Öl auf Leinwand.
Verso auf der Leinwand signiert, datiert und bezeichnet "F LXXIV". 180 x 200 cm (70,8 x 78,7 in). [EH].

Aktuell sind Werke von Karin Kneffel in der Ausstellung "Reiche Ernte. Früchte in der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts" in der Städtischen Galerie, Bietigheim-Bissingen, zu sehen.

• Die fotorealistischen Obstdarstellungen von Karin Kneffel sind die gefragtesten Werke der Künstlerin auf dem internationalen Auktionsmarkt.
• Seit 2012 bespielt Kneffel Ausstellungen in der Gagosian Gallery New York.
• Vom 23.5. bis 1.9.2024 ehrt das Museum Küppersmühle, Duisburg, Karin Kneffel mit einer Retrospektive.
• Erst ein Mal war ein Äpfel-Gemälde auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten (Quelle: artprice.com)
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Wir danken Frau Prof. Karin Kneffel für die freundliche Auskunft.

PROVENIENZ: Sammlung F. Oschmann.
Galerie Schönewald und Beuse, Düsseldorf.
Privatsammlung Süddeutschland (ca. 2014, vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Galerie Schönewald und Beuse, Düsseldorf, Art Cologne 2014 (verso auf dem Keilrahmen mit einem Etikett).
Galerie Bob van Orsouw, Zürich (hier: Aepfel, verso auf dem Keilrahmen mit einem Etikett).
Karin Kneffel. Verführung und Distanz - Seduction and distance, Ulmer Museum, 28.1.-26.3.2006, Kat.-Nr. 83 (m. Abb. S. 133).
Pro figura: Luxus, Stille, Lust - Malerische Positionen, 8. Bautzener Herbstsalon, Stadtmuseum Bautzen, 28.8-3.10.2004.
Von Marl aus - II. Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, 17.11.2002-26.1.2003 (Abb. S. 30).
Karin Kneffel, Kunsthalle Emden, 30.6.-14.10.2001, Kat.-Nr. 19 (Abb. S. 37).

LITERATUR: Online-Verzeichnis: www.kneffel.de/works/1999.

"Bilder sind so viel mehr als die Illustration einer Aussage."

Karin Kneffel, Kunstforum International, Bd. 295.

Seit Mitte der 1990er Jahre beschäftigt sich Karin Kneffel mit dem klassischen Genre des Früchtestilllebens. Ihre Früchte, wie hier die Äpfel, porträtiert sie in vielfachen Variationen immer in extremer Nahsicht und in hyperrealistischer Perfektion. Bekannt sind ihre eine perfekte Illusion erzeugenden Früchte-Bilder, die überdimensioniert die Früchte ins Zentrum der Darstellung setzen. Ihre Malerei bewahrt eine geheimnisvolle Distanz, trotz der unmittelbaren Präsenz der Darstellung. Mit diesen Werken hat Karin Kneffel das Früchtestillleben auf ein neues Level gehoben und gibt ihm seine Daseinsberechtigung in der zeitgenössischen Kunst zurück.
In "Äpfel (Untitled F LXXIV)" befreien sich die Äpfel aus der stilllebenhaften Erstarrung und werden geradewegs zu einer bewegten Landschaft, die von der Vielfalt und auch von der Vergänglichkeit erzählt. Zwischen perfekt glänzenden, rotbackigen Äpfeln finden sich auch solche mit Macken, kleinen Wurmlöchern, bräunlichen Verfärbungen. Dieses wogende Apfelmeer liegt auf einem weichen, dunklen Polster, welches sich bisweilen als trockenes Laub definiert.
Auch wenn hier nicht die hyperrealistische Perfektion im Vordergrund steht, bedient sich Karin Kneffel einer diffizilen und aufwendigen Technik. Denn diesen Eindruck von perfekter Haptik der verschiedenen Reifegrade erreicht sie durch höchste Präzision im malerischen Arbeiten. Die Leinwand wird mehrfach grundiert und angeschliffen, damit die Farbe so angesaugt wird, wie die Künstlerin es möchte. Das Motiv wird grob mit Bleistift vorskizziert. Dann arbeitet Kneffel, selbst bei großformatigen Bildern wie diesem, mit sehr feinen Pinseln und trägt nach und nach hauchdünn die Farbe in mehreren Schichten auf. Dieser vielschichtige Aufbau der Farbe führt zu einer beeindruckenden Tiefenwirkung in den Oberflächen. Dabei sind aus der perfekt gleichmäßigen Bildoberfläche jegliche Spuren des Schaffensprozesses getilgt, keine Pinselspur oder pastose Farbnase ist zu sehen.
In so gestalteter Perfektion zeigt Karin Kneffel die Schönheit der Frucht im Einklang mit der Schönheit der Vergänglichkeit. Das Auge wandert über die nicht enden wollende Fläche der ausgebreiteten Äpfel. Keiner gleicht dem anderen, die Lichtstimmungen variieren in den verschiedenen Bereichen des Bildes. So wirkt die Fläche wie eine von treibenden Wolken unterschiedlich beleuchtete Szenerie. Es entsteht die unwirkliche Realität, für die Karin Kneffel so geschätzt und ihre Gemälde so gesucht sind. Damit erzählt sie auch von der Vergänglichkeit und knüpft an die klassische Thematik des memento mori im barocken Genre der Stilllebenmalerei an. Denn Karin Kneffels Malerei ist immer auch eine Hinterfragung und Neuerfindung tradierter Bildthemen.
"Verführung und Distanz" lautete der treffende Titel der Kneffel-Ausstellung 2006 u. a. in Ulm, in der auch unser Gemälde gezeigt wurde. Karin Kneffel sagt selbst: "Ich versuche die Betrachterinnen und Betrachter auf Abstand zu halten, ihre Blicke zu dirigieren, dabei auch Fallen zu stellen. Sie sollen sich nicht in meinen Bildern verlieren, sie sollen sich damit beschäftigen."



124000350
Karin Kneffel
Äpfel (Ohne Titel), 1999.
Öl auf Leinwand
Schätzpreis: € 120.000 - 150.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.