226
Erich Heckel
Frauenbildnis (Bildnis Siddi Heckel), 1925.
Öl auf Leinwand
Nachverkaufspreis: € 35.000
Frauenbildnis (Bildnis Siddi Heckel). 1925.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Verso auf der Leinwand signiert und datiert sowie auf dem Keilrahmen signiert, datiert und betitelt. 81 x 71 cm (31,8 x 27,9 in). [CH].
• Bis in das Jahr 1926 zurückreichende, umfassende und auch internationale Ausstellungshistorie.
• Im Laufe der Jahre wird das Werk als Dauerleihgabe in bedeutenden deutschen Museen präsentiert, darunter das Brücke-Museum in Berlin und das Kunstmuseum Moritzburg in Halle (Saale).
• Intime Darstellung der Ehefrau des Künstlers, Milda Frieda Georgi (1891–1982), die als Tänzerin unter dem Künstlernamen „Siddi Riha” auftritt.
• Heckels Schaffen ab Mitte der 1920er Jahre greift einzelne Stilprinzipien der Neuen Sachlichkeit auf.
• In seiner Berliner Atelierwohnung in der Emserstraße 2 gestaltet der Künstler ab 1919 unterschiedliche Wandmalereien, u. a. den hier gezeigten Fries mit auf hellem Grund gezeichneten ornamental abstrahierten Pflanzen und Figuren, oben mit einem roten Streifen abgeschlossen.
• Der Fries ist auch in den Gemälden „Amaryllis” (Hüneke 1927-23) und „Schlafende” (Hüneke 1932-2) sowie einigen Aquarellen erkennbar, bspw. „Stillleben mit Rosen in schwarzem Krug” (1926, Kunsthalle Karlsruhe).
Das Werk ist im Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen am Bodensee, verzeichnet. Wir danken Frau Renate Ebner für die freundliche Unterstützung.
PROVENIENZ: Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen.
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (1998 vom Vorgenannten erworben, mit dem Sammlerstempel, Lugt 6032).
AUSSTELLUNG: Gegenwartskünstler, Galerie Neumann & Nierendorf, Berlin, Januar 1926.
Erich Heckel, Galerie Ferdinand Möller, Berlin, November 1930, Kat.-Nr. 1.
30 deutsche Künstler unserer Zeit, Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden, 6.4.-1.6.1930, Kat.-Nr. 47.
Erich Heckel. Bilder aus den Jahren 1906-1930, Kunsthütte / Städtisches Museum, Chemnitz, 18.3.-30.4.1931, Kat.-Nr. 64 (a. d. Keilrahmen m. d. Ausstellungsetikett).
Nyere tysk Kunst, Kunstnernes Hus, Oslo, 9.1. bis Februar 1932; Bergens Kunstforening, 10.2.-6.3.1932; Stavanger, 13.3.-10.4.1932, Kat.-Nr. 56.
Nyere tysk Kunst, Den Frie Udstilling, Kopenhagen, 7.5.-30.5.1932, Kat.-Nr. 64.
Neuere deutsche Kunst, Messe Köln, 25.6.-31.7.1932.
Erich Heckel, Kestner-Gesellschaft, Hannover, 3.10.-3.11.1935, Kat.-Nr. 8.
Erich Heckel. Bilder, Drucke (1911-1949), Kunstverein, Freiburg i. Br., 1950; Städtische Kunsthalle, Mannheim, 1950, Kat.-Nr. 15.
Erich Heckel, Museum Folkwang, Essen, 1953.
Erich Heckel. Aus Anlaß seines 70. Geburtstages, Kestner-Gesellschaft, Hannover, 1953; Hochschule für bildende Künste, Berlin, 1953, Kat.-Nr. 40 (m. Abb., a. d. Keilrahmen m. d. Ausstellungsetikett).
Erich Heckel. Zur Vollendung des siebenten Lebensjahrzehntes, Münster, 18.7.-15.9.1953, Kat.-Nr. 59.
Erich Heckel, Städtisches Museum, Duisburg, 20.7.-1.9.1957, Kat.-Nr. 42.
Bildnisse aus dem 20. Jahrhundert, Galerie Günther Franke, München, Juli bis August 1958, Kat.-Nr. 12.
Erich Heckel, Fränkische Galerie, Nürnberg, 10.1.-9.2.1964; Kunst- und Kunstgewerbeverein, Pforzheim, 8.3.-5.4.1964, Kat.-Nr. 11.
Erich Heckel, Galerie Günther Franke, München, 18.6.-25.8.1973, Kat.-Nr. 16 (m. Abb.).
Erich Heckel. Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen aus dem Nachlaß des Künstlers, Brücke-Museum Berlin, 28.8.-21.11.1976, Kat.-Nr. 89 (m. Farbabb., Tafel 25).
Brücke-Museum Berlin (Dauerleihgabe 1976-1994).
Die Brücke - Edvard Munch, Munch-Museum Oslo, 16.10.-26.11.1978; Konsthall Malmö, 19.2.1978-18.2.1979, Kat.-Nr. 43.
Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1998-2001).
Frauen in Kunst und Leben der "Brücke", Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig, 10.9.-5.11.2000, S. 253, Kat.-Nr. 112 (m. ganzs. Abb.).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).
LITERATUR: Paul Vogt, Erich Heckel, Recklinghausen 1965, Kat.-Nr. 1925-1 (m. SW-Abb.).
Andreas Hüneke, Erich Heckel. Werkverzeichnis der Gemälde, Wandbilder und Skulpturen, Bd. II (1919-1964), München 2017, S. 119 u. 421, WVZ-Nr. 1925-1 (m. Farbabb.).
- -
Ludwig Thormaehlen, Erich Heckel, Berlin 1931 (m. ganzs. Abb., Tafel 22).
Erhard Göpel, Erich Heckel-Ausstellung in Chemnitz, in: Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe 29.1931, Heft 9, S. 359.
Brücke-Museum (Hrsg.), Katalog der Gemälde, Glasfenster und Skulpturen, Berlin 1983, Kat.-Nr. 27 (m. ganzs. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 228, SHG-Nr. 518 (m. Abb.).
Katja Schneider, Moderne und Gegenwart. Das Kunstmuseum in Halle, München 2008, S. 126 (m. Abb.).
Markus Lörz, Neuere Deutsche Kunst: Oslo, Kopenhagen, Köln 1932. Rekonstruktion und Dokumentation, Stuttgart 2008, S. 131 und hist. Abbildungen Nr. XII, XIV.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Verso auf der Leinwand signiert und datiert sowie auf dem Keilrahmen signiert, datiert und betitelt. 81 x 71 cm (31,8 x 27,9 in). [CH].
• Bis in das Jahr 1926 zurückreichende, umfassende und auch internationale Ausstellungshistorie.
• Im Laufe der Jahre wird das Werk als Dauerleihgabe in bedeutenden deutschen Museen präsentiert, darunter das Brücke-Museum in Berlin und das Kunstmuseum Moritzburg in Halle (Saale).
• Intime Darstellung der Ehefrau des Künstlers, Milda Frieda Georgi (1891–1982), die als Tänzerin unter dem Künstlernamen „Siddi Riha” auftritt.
• Heckels Schaffen ab Mitte der 1920er Jahre greift einzelne Stilprinzipien der Neuen Sachlichkeit auf.
• In seiner Berliner Atelierwohnung in der Emserstraße 2 gestaltet der Künstler ab 1919 unterschiedliche Wandmalereien, u. a. den hier gezeigten Fries mit auf hellem Grund gezeichneten ornamental abstrahierten Pflanzen und Figuren, oben mit einem roten Streifen abgeschlossen.
• Der Fries ist auch in den Gemälden „Amaryllis” (Hüneke 1927-23) und „Schlafende” (Hüneke 1932-2) sowie einigen Aquarellen erkennbar, bspw. „Stillleben mit Rosen in schwarzem Krug” (1926, Kunsthalle Karlsruhe).
Das Werk ist im Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen am Bodensee, verzeichnet. Wir danken Frau Renate Ebner für die freundliche Unterstützung.
PROVENIENZ: Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen.
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (1998 vom Vorgenannten erworben, mit dem Sammlerstempel, Lugt 6032).
AUSSTELLUNG: Gegenwartskünstler, Galerie Neumann & Nierendorf, Berlin, Januar 1926.
Erich Heckel, Galerie Ferdinand Möller, Berlin, November 1930, Kat.-Nr. 1.
30 deutsche Künstler unserer Zeit, Nassauischer Kunstverein, Wiesbaden, 6.4.-1.6.1930, Kat.-Nr. 47.
Erich Heckel. Bilder aus den Jahren 1906-1930, Kunsthütte / Städtisches Museum, Chemnitz, 18.3.-30.4.1931, Kat.-Nr. 64 (a. d. Keilrahmen m. d. Ausstellungsetikett).
Nyere tysk Kunst, Kunstnernes Hus, Oslo, 9.1. bis Februar 1932; Bergens Kunstforening, 10.2.-6.3.1932; Stavanger, 13.3.-10.4.1932, Kat.-Nr. 56.
Nyere tysk Kunst, Den Frie Udstilling, Kopenhagen, 7.5.-30.5.1932, Kat.-Nr. 64.
Neuere deutsche Kunst, Messe Köln, 25.6.-31.7.1932.
Erich Heckel, Kestner-Gesellschaft, Hannover, 3.10.-3.11.1935, Kat.-Nr. 8.
Erich Heckel. Bilder, Drucke (1911-1949), Kunstverein, Freiburg i. Br., 1950; Städtische Kunsthalle, Mannheim, 1950, Kat.-Nr. 15.
Erich Heckel, Museum Folkwang, Essen, 1953.
Erich Heckel. Aus Anlaß seines 70. Geburtstages, Kestner-Gesellschaft, Hannover, 1953; Hochschule für bildende Künste, Berlin, 1953, Kat.-Nr. 40 (m. Abb., a. d. Keilrahmen m. d. Ausstellungsetikett).
Erich Heckel. Zur Vollendung des siebenten Lebensjahrzehntes, Münster, 18.7.-15.9.1953, Kat.-Nr. 59.
Erich Heckel, Städtisches Museum, Duisburg, 20.7.-1.9.1957, Kat.-Nr. 42.
Bildnisse aus dem 20. Jahrhundert, Galerie Günther Franke, München, Juli bis August 1958, Kat.-Nr. 12.
Erich Heckel, Fränkische Galerie, Nürnberg, 10.1.-9.2.1964; Kunst- und Kunstgewerbeverein, Pforzheim, 8.3.-5.4.1964, Kat.-Nr. 11.
Erich Heckel, Galerie Günther Franke, München, 18.6.-25.8.1973, Kat.-Nr. 16 (m. Abb.).
Erich Heckel. Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen aus dem Nachlaß des Künstlers, Brücke-Museum Berlin, 28.8.-21.11.1976, Kat.-Nr. 89 (m. Farbabb., Tafel 25).
Brücke-Museum Berlin (Dauerleihgabe 1976-1994).
Die Brücke - Edvard Munch, Munch-Museum Oslo, 16.10.-26.11.1978; Konsthall Malmö, 19.2.1978-18.2.1979, Kat.-Nr. 43.
Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1998-2001).
Frauen in Kunst und Leben der "Brücke", Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig, 10.9.-5.11.2000, S. 253, Kat.-Nr. 112 (m. ganzs. Abb.).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).
LITERATUR: Paul Vogt, Erich Heckel, Recklinghausen 1965, Kat.-Nr. 1925-1 (m. SW-Abb.).
Andreas Hüneke, Erich Heckel. Werkverzeichnis der Gemälde, Wandbilder und Skulpturen, Bd. II (1919-1964), München 2017, S. 119 u. 421, WVZ-Nr. 1925-1 (m. Farbabb.).
- -
Ludwig Thormaehlen, Erich Heckel, Berlin 1931 (m. ganzs. Abb., Tafel 22).
Erhard Göpel, Erich Heckel-Ausstellung in Chemnitz, in: Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe 29.1931, Heft 9, S. 359.
Brücke-Museum (Hrsg.), Katalog der Gemälde, Glasfenster und Skulpturen, Berlin 1983, Kat.-Nr. 27 (m. ganzs. Abb.).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 228, SHG-Nr. 518 (m. Abb.).
Katja Schneider, Moderne und Gegenwart. Das Kunstmuseum in Halle, München 2008, S. 126 (m. Abb.).
Markus Lörz, Neuere Deutsche Kunst: Oslo, Kopenhagen, Köln 1932. Rekonstruktion und Dokumentation, Stuttgart 2008, S. 131 und hist. Abbildungen Nr. XII, XIV.
Heckels Atelierwohnung in Berlin-Wilmersdorf
„Im Prinzip sind es die klassischen Bildthemen, nämlich Porträt, Stillleben und Landschaft, denen sich Heckel ein ganzes Leben lang zuwendet und denen er auf akribische Weise immer neue Ausdrucksvarianten abgewinnen kann”, schreibt die Kunsthistorikerin und ehemalige (bis 2017) Direktorin des Brücke-Museums Magdalena M. Moeller (Zu Heckels Werk der 20er Jahre, in: Ausst.-Kat. Erich Heckel. Sein Werk der 20er Jahre, Brücke-Museum, Berlin, München 2004, S. 10). Mit dem "Frauenbildnis" schafft Heckel eine intime Darstellung seiner Ehefrau Siddi, eigtl. Milda Frieda Georgi (1891–1982). Der Künstler hatte die Tänzerin mit dem Künstlernamen „Siddi Riha" bereits 1910 in Dresden kennengelernt und noch während des Krieges geheiratet. Siddi ist zeitlebens eines seiner wichtigsten Modelle. Nach Ende des Krieges mieten Siddi und Erich Heckel im Dezember 1919 eine Atelierwohnung im Dachgeschoss eines Hauses in der Emser Straße in Berlin-Wilmersdorf, sie wird bis zur Zerstörung 1943 zum Hauptwohnsitz. Im selben Jahr erwirbt das Ehepaar ein Häuschen in Osterholz an der Flensburger Förde, in dem der Künstler ein zweites Atelier einrichtet.
Sowohl in der Berliner Atelierwohnung als auch in Osterholz schmückt Heckel einige Wände mit figürlichen und ornamentalen Wandmalereien. Das „Frauenbildnis" entsteht in der Atelierwohnung in Berlin, von deren Wandbemalung sich keinerlei Berichte von Besuchern oder Fotografien erhalten haben. Allein Heckels ursprüngliche Entwürfe sowie vereinzelte Aquarelle und Gemälde dokumentieren diese im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kunstwerke. Im Hintergrund dieses Gemäldes kommt die bemalte, mit einem breiten roten Streifen abgeschlossene Sockelzone zur Darstellung: Auf hellem Grund gestaltete Heckel zeichnerisch einige Figuren sowie ornamental abstrahierte Pflanzen. Während sich in unserem „Frauenbildnis" ein sich umarmendes Paar identifizieren lässt – womöglich ein Hinweis auf die Verbindung des Künstlers zu seiner hier dargestellten Ehefrau – zeigen „Amaryllis" (1927, bis 2023 Sammlung Hermann Gerlinger) und „Schlafende Frau" (1932, Kunsthalle Mannheim) u. a. einen liegenden Mann mit Bart. Auf einem Aquarell in der Kunsthalle Karlsruhe ist zudem ein stehender Rückenakt zu erkennen („Stillleben mit Rosen und schwarzem Krug", 1926).
Eine neue Haltung gegenüber der Wirklichkeit: Neue Sachlichkeit und größere Naturnähe
Die apokalyptischen Kriegserlebnisse und zutiefst schmerzlichen Erfahrungen führen zu einer Abkehr von den Wertevorstellungen der militaristischen wilhelminischen Kaiserzeit und auch von deren moderner Kunstauffassung. Der wilde Expressionismus wird aufgrund seiner wirklichkeitsfernen Ästhetik von vielen Künstlerinnen und Künstlern abgelehnt. Während Politik und Wirtschaft inmitten der im Umbruch befindlichen Gesellschaft ihr Bestreben nach klar geregelten und stabilen Verhältnissen propagieren und sich die Bevölkerung nach den Kriegsjahren nach einem friedlichen und ruhigeren Leben sehnt, findet sich auch in der Kunst eine neue Sehnsucht nach mehr Realität, einer Nüchternheit des Blickes und nach gegenstandsbezogener Sachlichkeit: einer neuen, distanzierteren Haltung gegenüber der Wirklichkeit. Heckel ist sich dieses neuen Zeitgeistes, welcher nun die Kunst der „Neuen Sachlichkeit" hervorbringt, vollends bewusst und ein Stilwandel ist auch in seinem Schaffen deutlich zu erkennen. „Bezeichnend für Heckels Stil der 20er Jahre ist […] die Klarheit, die geordnete präzise Form sowie die darin implizierte Ruhe und Stille der Dinge – Ausdrucksmittel, mit denen er sich den stilistischen Ambitionen der Künstler der Neuen Sachlichkeit annähert […]." (Magdalena M. Moeller, Erich Heckel. Sein Werk der 20er Jahre, München 2004, S. 11) So findet sich in seinen Arbeiten der 1920er Jahre eine größere Naturnähe und Objektivität, eine neue Ordnung des Bildes mit reduzierten, klar strukturierten Kompositionen, beruhigten Formen und zarteren Farben, während er an seinen altbewährten Motiven und klassischen Bildthemen festhält. Die Hinwendung zu größerer Naturnähe zeigt sich dabei auch in seinen Bildnissen dieser Zeit, deren Tendenz zum „Klassischen" sicherlich auch aus der äußerst inspirierenden Freundschaft mit dem Bildhauer Ludwig Thormaehlen (1889–1956) herrührt.
Zu Beginn der 1920er Jahre widmet sich Heckel in einer Reihe von Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden der Darstellung seiner schreibenden, lesenden oder auch schlafenden Ehefrau Siddi. Die einst radikale Bildsprache der Deformierung und Überzeichnung, mit der Heckel den zerrissenen, leidenden und hoffnungslosen Menschentypus der Kriegs- und Vorkriegsjahre in oftmals düsterer Aura porträtierte, weicht nun einem ruhigeren, klareren Stil und Figuren, die zwar ernst und in sich gekehrt, deren innere Spannung jedoch deutlich gemildert erscheint.
„Heckels Mensch erscheint im Porträt der 1920er Jahre als Symbol geistiger Askese sowie eines existentiellen, aber nicht mehr schmerzlich erregten Lebensgefühls. Bildbeherrschend große Figuren von beständig klassischer Ruhe […] werden begleitet von lyrischem Ton und strahlen verhaltene Poesie aus. Heckels Malerei […] ist auf Maß, Vollkommenheit und Ordnung gerichtet, gesteht jedoch in der Auseinandersetzung mit der sichtbaren Natur auch der inneren Vorstellung eine wichtige Aufgabe zu." (Christiane Remm, in: Ausst.-Kat. Erich Heckel. Sein Werk der 20er Jahre, Brücke-Museum Berlin, München 2004, S. 166)
Emotionalität und stille Innerlichkeit
Eine sachlich-objektive Abbildung der Wirklichkeit liegt Heckel trotz der neu gewonnenen Naturnähe fern. Stattdessen schafft er ganz bewusst konstruierte Kompositionen, mit denen er die Natur verändert, reduziert, nach seinen künstlerischen Prinzipien gestaltet. Das "Frauenbildnis" zeigt Siddi in sich ruhend, mit Zuneigung, zurückgenommener Bildsprache und melancholischer Grundstimmung. Heckel setzt Siddi an den vorderen Rand des Bildes, ihre Umgebung setzt er aus tiefenräumlichen Zonen bzw. Farbflächen zusammen. Trotz der deutlich zurückgenommenen, klaren und geordneten Bildsprache, den vereinfachten Formen und warmen, beruhigten Farben schafft Heckel hier ein kraftvolles und ausdrucksstarkes Porträt, mit dem der Künstler zugleich seine ganz persönliche Lebenswelt beschreibt: seine Ehefrau, seine Atelierwohnung, seine Kunst im Hintergrund und damit seine Profession kommen hier zur Darstellung. Den neusachlichen Stilelementen setzt Heckel eine stille Innerlichkeit und Emotionalität entgegen, durch die sich seine Bildnisse von den Werken der Neuen Sachlichkeit deutlich unterscheiden und stattdessen eine ganz eigene, spannungsreiche und ambivalente künstlerische Position innerhalb der facettenreichen Kunstlandschaft der Zwischenkriegsjahre einnehmen. [CH]
„Im Prinzip sind es die klassischen Bildthemen, nämlich Porträt, Stillleben und Landschaft, denen sich Heckel ein ganzes Leben lang zuwendet und denen er auf akribische Weise immer neue Ausdrucksvarianten abgewinnen kann”, schreibt die Kunsthistorikerin und ehemalige (bis 2017) Direktorin des Brücke-Museums Magdalena M. Moeller (Zu Heckels Werk der 20er Jahre, in: Ausst.-Kat. Erich Heckel. Sein Werk der 20er Jahre, Brücke-Museum, Berlin, München 2004, S. 10). Mit dem "Frauenbildnis" schafft Heckel eine intime Darstellung seiner Ehefrau Siddi, eigtl. Milda Frieda Georgi (1891–1982). Der Künstler hatte die Tänzerin mit dem Künstlernamen „Siddi Riha" bereits 1910 in Dresden kennengelernt und noch während des Krieges geheiratet. Siddi ist zeitlebens eines seiner wichtigsten Modelle. Nach Ende des Krieges mieten Siddi und Erich Heckel im Dezember 1919 eine Atelierwohnung im Dachgeschoss eines Hauses in der Emser Straße in Berlin-Wilmersdorf, sie wird bis zur Zerstörung 1943 zum Hauptwohnsitz. Im selben Jahr erwirbt das Ehepaar ein Häuschen in Osterholz an der Flensburger Förde, in dem der Künstler ein zweites Atelier einrichtet.
Sowohl in der Berliner Atelierwohnung als auch in Osterholz schmückt Heckel einige Wände mit figürlichen und ornamentalen Wandmalereien. Das „Frauenbildnis" entsteht in der Atelierwohnung in Berlin, von deren Wandbemalung sich keinerlei Berichte von Besuchern oder Fotografien erhalten haben. Allein Heckels ursprüngliche Entwürfe sowie vereinzelte Aquarelle und Gemälde dokumentieren diese im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kunstwerke. Im Hintergrund dieses Gemäldes kommt die bemalte, mit einem breiten roten Streifen abgeschlossene Sockelzone zur Darstellung: Auf hellem Grund gestaltete Heckel zeichnerisch einige Figuren sowie ornamental abstrahierte Pflanzen. Während sich in unserem „Frauenbildnis" ein sich umarmendes Paar identifizieren lässt – womöglich ein Hinweis auf die Verbindung des Künstlers zu seiner hier dargestellten Ehefrau – zeigen „Amaryllis" (1927, bis 2023 Sammlung Hermann Gerlinger) und „Schlafende Frau" (1932, Kunsthalle Mannheim) u. a. einen liegenden Mann mit Bart. Auf einem Aquarell in der Kunsthalle Karlsruhe ist zudem ein stehender Rückenakt zu erkennen („Stillleben mit Rosen und schwarzem Krug", 1926).
Eine neue Haltung gegenüber der Wirklichkeit: Neue Sachlichkeit und größere Naturnähe
Die apokalyptischen Kriegserlebnisse und zutiefst schmerzlichen Erfahrungen führen zu einer Abkehr von den Wertevorstellungen der militaristischen wilhelminischen Kaiserzeit und auch von deren moderner Kunstauffassung. Der wilde Expressionismus wird aufgrund seiner wirklichkeitsfernen Ästhetik von vielen Künstlerinnen und Künstlern abgelehnt. Während Politik und Wirtschaft inmitten der im Umbruch befindlichen Gesellschaft ihr Bestreben nach klar geregelten und stabilen Verhältnissen propagieren und sich die Bevölkerung nach den Kriegsjahren nach einem friedlichen und ruhigeren Leben sehnt, findet sich auch in der Kunst eine neue Sehnsucht nach mehr Realität, einer Nüchternheit des Blickes und nach gegenstandsbezogener Sachlichkeit: einer neuen, distanzierteren Haltung gegenüber der Wirklichkeit. Heckel ist sich dieses neuen Zeitgeistes, welcher nun die Kunst der „Neuen Sachlichkeit" hervorbringt, vollends bewusst und ein Stilwandel ist auch in seinem Schaffen deutlich zu erkennen. „Bezeichnend für Heckels Stil der 20er Jahre ist […] die Klarheit, die geordnete präzise Form sowie die darin implizierte Ruhe und Stille der Dinge – Ausdrucksmittel, mit denen er sich den stilistischen Ambitionen der Künstler der Neuen Sachlichkeit annähert […]." (Magdalena M. Moeller, Erich Heckel. Sein Werk der 20er Jahre, München 2004, S. 11) So findet sich in seinen Arbeiten der 1920er Jahre eine größere Naturnähe und Objektivität, eine neue Ordnung des Bildes mit reduzierten, klar strukturierten Kompositionen, beruhigten Formen und zarteren Farben, während er an seinen altbewährten Motiven und klassischen Bildthemen festhält. Die Hinwendung zu größerer Naturnähe zeigt sich dabei auch in seinen Bildnissen dieser Zeit, deren Tendenz zum „Klassischen" sicherlich auch aus der äußerst inspirierenden Freundschaft mit dem Bildhauer Ludwig Thormaehlen (1889–1956) herrührt.
Zu Beginn der 1920er Jahre widmet sich Heckel in einer Reihe von Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden der Darstellung seiner schreibenden, lesenden oder auch schlafenden Ehefrau Siddi. Die einst radikale Bildsprache der Deformierung und Überzeichnung, mit der Heckel den zerrissenen, leidenden und hoffnungslosen Menschentypus der Kriegs- und Vorkriegsjahre in oftmals düsterer Aura porträtierte, weicht nun einem ruhigeren, klareren Stil und Figuren, die zwar ernst und in sich gekehrt, deren innere Spannung jedoch deutlich gemildert erscheint.
„Heckels Mensch erscheint im Porträt der 1920er Jahre als Symbol geistiger Askese sowie eines existentiellen, aber nicht mehr schmerzlich erregten Lebensgefühls. Bildbeherrschend große Figuren von beständig klassischer Ruhe […] werden begleitet von lyrischem Ton und strahlen verhaltene Poesie aus. Heckels Malerei […] ist auf Maß, Vollkommenheit und Ordnung gerichtet, gesteht jedoch in der Auseinandersetzung mit der sichtbaren Natur auch der inneren Vorstellung eine wichtige Aufgabe zu." (Christiane Remm, in: Ausst.-Kat. Erich Heckel. Sein Werk der 20er Jahre, Brücke-Museum Berlin, München 2004, S. 166)
Emotionalität und stille Innerlichkeit
Eine sachlich-objektive Abbildung der Wirklichkeit liegt Heckel trotz der neu gewonnenen Naturnähe fern. Stattdessen schafft er ganz bewusst konstruierte Kompositionen, mit denen er die Natur verändert, reduziert, nach seinen künstlerischen Prinzipien gestaltet. Das "Frauenbildnis" zeigt Siddi in sich ruhend, mit Zuneigung, zurückgenommener Bildsprache und melancholischer Grundstimmung. Heckel setzt Siddi an den vorderen Rand des Bildes, ihre Umgebung setzt er aus tiefenräumlichen Zonen bzw. Farbflächen zusammen. Trotz der deutlich zurückgenommenen, klaren und geordneten Bildsprache, den vereinfachten Formen und warmen, beruhigten Farben schafft Heckel hier ein kraftvolles und ausdrucksstarkes Porträt, mit dem der Künstler zugleich seine ganz persönliche Lebenswelt beschreibt: seine Ehefrau, seine Atelierwohnung, seine Kunst im Hintergrund und damit seine Profession kommen hier zur Darstellung. Den neusachlichen Stilelementen setzt Heckel eine stille Innerlichkeit und Emotionalität entgegen, durch die sich seine Bildnisse von den Werken der Neuen Sachlichkeit deutlich unterscheiden und stattdessen eine ganz eigene, spannungsreiche und ambivalente künstlerische Position innerhalb der facettenreichen Kunstlandschaft der Zwischenkriegsjahre einnehmen. [CH]
226
Erich Heckel
Frauenbildnis (Bildnis Siddi Heckel), 1925.
Öl auf Leinwand
Nachverkaufspreis: € 35.000
Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu Erich Heckel "Frauenbildnis (Bildnis Siddi Heckel)"
Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten, Folgerechtsvergütung fällt an.
Berechnung bei Differenzbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 32 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.
Berechnung bei Regelbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 27 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.
Wir bitten um schriftliche Mitteilung vor Rechnungsstellung, sollten Sie Regelbesteuerung wünschen.
Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.
Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.
Berechnung bei Differenzbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 32 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.
Berechnung bei Regelbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 27 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.
Wir bitten um schriftliche Mitteilung vor Rechnungsstellung, sollten Sie Regelbesteuerung wünschen.
Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.
Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.
Ihre Lieblingskünstler im Blick!
- Neue Angebote sofort per E-Mail erhalten
- Exklusive Informationen zu kommenden Auktionen und Veranstaltungen
- Kostenlos und unverbindlich