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203
Willy Robert Huth
Straßenszene, 1920.
Pastellkreide
Schätzung:
€ 5.000 Ergebnis:
€ 22.500 (inkl. Käuferaufgeld)
Straßenszene. 1920er Jahre.
Farbige Pastellkreide.
Rechts unten monogrammiert. Auf leichtem Karton. 48,5 x 44,2 cm (19 x 17,4 in), Blattgröße. [KP].
PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.
Willy Robert Huth zählt zu den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten der "verschollenen Generation" des Expressiven Realismus. Im Jahr 1890 kommt Willy Robert Huth in Erfurt zur Welt. 14-jährig tritt er in die Kunstgewerbeschule seiner Geburtsstadt ein, wo er bis 1906 lernt; 1907 nimmt Huth eine dreijährige Lehre im Atelier des Stuttgarter Hofmalers Paul Kämmerer auf. Vermittelt durch den Neffen seines Lehrmeisters, Willi Baumeister, kommt Willy Robert Huth nun in Kontakt mit den Künstlern um den großen Bahnbrecher Adolf Hölzel, der 1905 nach Stuttgart berufen worden war. Nach Beendigung der Lehrzeit schreibt sich Huth 1910 an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule ein und ist im Architekturbüro von Wilhelm Kreis tätig. Kreis vermittelt ihm auch 1914 den Auftrag für die Raumausmalung der berühmten Kölner Ausstellung "Der Deutsche Werkbund". Der Erste Weltkrieg unterbricht die vielversprechende Entwicklung des jungen Künstlers: 1915 wird Huth eingezogen, 1918 gerät er in englische Gefangenschaft. Erst nach Kriegsende kann er sich 1919 als freier Maler in Berlin niederlassen. Hier tobt die künstlerische Avantgarde, und Willy Robert Huth, dessen Werke an die "Brücke" anschließen, ist Teil der Bewegung: Er verkehrt mit George Grosz, Karl Schmidt-Rottluff, Karl Hofer, Max Pechstein und Erich Heckel, er wird 1919 Mitbegründer der expressionistischen Künstlergruppe "Jung-Erfurt", er stellt 1920 in der Freien Sezession aus und ist 1923 auf der ersten Ausstellung des Deutschen Expressionismus in Amerika vertreten.
Die hier vorliegende "Straßenszene" verrät in ihrem Bildaufbau, ihrer Motivik und ihrem Kolorit nicht nur den Expressionismus als wichtigen Stichwortgeber, sondern verweist zusätzlich auf die wichtige Rolle Ernst Ludwig Kirchners als Vorbild für Willy Robert Huth. Denn eindeutig lassen sich Parallelen zwischen unserem Motiv und Kirchners berühmter "Berliner Straßenszene" von 1913 oder zu dessen Farbholzschnitt "Kokotten auf der Straße" von 1915 erkennen. Dennoch geht Huths Pastell deutlich über eine bloße Interpretation Kirchners hinaus, erschafft er mit kräftigem Strich in leuchtenden Farben doch eine belebte und kompositorisch raffinierte Szenerie, die in ihrer gedrängten Nahsicht den Betrachter unmittelbar anspricht.
Im weiteren Verlauf der 1920er Jahre folgen Reisejahre, die Willy Robert Huth nach Paris und Italien, aber auch in die Schweiz, nach Österreich und Spanien führen. Zurück in Berlin, tritt er 1928 in die Berliner Secession und 1929 in den Deutschen Künstlerbund ein. In seinen Malereien und Grafiken dieser Jahre, die auch den Einfluss von James Ensor verraten, finden sich häufig Artisten, Gaukler, Zigeuner, Jahrmarkt- und Karnevalsszenen. Hinzu kommen Stillleben, Bildnisse und Selbstporträts sowie Landschaften, Architekturdarstellungen und, ganz auf der Höhe der Zeit, Stadtlandschaften.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten hemmt die weitere Entfaltung von Willy Robert Huth. Der Künstler gilt als "entartet" und wird 1937 mit Ausstellungsverbot belegt. 1944 wird Willy Robert Huth schließlich erneut eingezogen und gerät in russische Gefangenschaft. Ein Luftangriff auf Berlin macht sein Atelier dem Erdboden gleich und zerstört alle dort befindlichen Werke. 1945 steht Willy Robert Huth, zurück in Berlin, vor dem Nichts. Doch er nimmt seine Karriere wieder auf, unterrichtet 1946 an der Hochschule für Angewandte Kunst Berlin-Weißensee und bekleidet ab 1947 für ein Jahrzehnt eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste. 1949 begründet Willy Robert Huth mit Künstlern wie Hofer, Pechstein und Schmidt-Rottluff die "Berliner Neue Gruppe". Die Sommermonate verbringt Willy Robert Huth, bis ins hohe Alter aktiver Künstler, stets auf der Insel Amrum. [KP].
Farbige Pastellkreide.
Rechts unten monogrammiert. Auf leichtem Karton. 48,5 x 44,2 cm (19 x 17,4 in), Blattgröße. [KP].
PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.
Willy Robert Huth zählt zu den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten der "verschollenen Generation" des Expressiven Realismus. Im Jahr 1890 kommt Willy Robert Huth in Erfurt zur Welt. 14-jährig tritt er in die Kunstgewerbeschule seiner Geburtsstadt ein, wo er bis 1906 lernt; 1907 nimmt Huth eine dreijährige Lehre im Atelier des Stuttgarter Hofmalers Paul Kämmerer auf. Vermittelt durch den Neffen seines Lehrmeisters, Willi Baumeister, kommt Willy Robert Huth nun in Kontakt mit den Künstlern um den großen Bahnbrecher Adolf Hölzel, der 1905 nach Stuttgart berufen worden war. Nach Beendigung der Lehrzeit schreibt sich Huth 1910 an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule ein und ist im Architekturbüro von Wilhelm Kreis tätig. Kreis vermittelt ihm auch 1914 den Auftrag für die Raumausmalung der berühmten Kölner Ausstellung "Der Deutsche Werkbund". Der Erste Weltkrieg unterbricht die vielversprechende Entwicklung des jungen Künstlers: 1915 wird Huth eingezogen, 1918 gerät er in englische Gefangenschaft. Erst nach Kriegsende kann er sich 1919 als freier Maler in Berlin niederlassen. Hier tobt die künstlerische Avantgarde, und Willy Robert Huth, dessen Werke an die "Brücke" anschließen, ist Teil der Bewegung: Er verkehrt mit George Grosz, Karl Schmidt-Rottluff, Karl Hofer, Max Pechstein und Erich Heckel, er wird 1919 Mitbegründer der expressionistischen Künstlergruppe "Jung-Erfurt", er stellt 1920 in der Freien Sezession aus und ist 1923 auf der ersten Ausstellung des Deutschen Expressionismus in Amerika vertreten.
Die hier vorliegende "Straßenszene" verrät in ihrem Bildaufbau, ihrer Motivik und ihrem Kolorit nicht nur den Expressionismus als wichtigen Stichwortgeber, sondern verweist zusätzlich auf die wichtige Rolle Ernst Ludwig Kirchners als Vorbild für Willy Robert Huth. Denn eindeutig lassen sich Parallelen zwischen unserem Motiv und Kirchners berühmter "Berliner Straßenszene" von 1913 oder zu dessen Farbholzschnitt "Kokotten auf der Straße" von 1915 erkennen. Dennoch geht Huths Pastell deutlich über eine bloße Interpretation Kirchners hinaus, erschafft er mit kräftigem Strich in leuchtenden Farben doch eine belebte und kompositorisch raffinierte Szenerie, die in ihrer gedrängten Nahsicht den Betrachter unmittelbar anspricht.
Im weiteren Verlauf der 1920er Jahre folgen Reisejahre, die Willy Robert Huth nach Paris und Italien, aber auch in die Schweiz, nach Österreich und Spanien führen. Zurück in Berlin, tritt er 1928 in die Berliner Secession und 1929 in den Deutschen Künstlerbund ein. In seinen Malereien und Grafiken dieser Jahre, die auch den Einfluss von James Ensor verraten, finden sich häufig Artisten, Gaukler, Zigeuner, Jahrmarkt- und Karnevalsszenen. Hinzu kommen Stillleben, Bildnisse und Selbstporträts sowie Landschaften, Architekturdarstellungen und, ganz auf der Höhe der Zeit, Stadtlandschaften.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten hemmt die weitere Entfaltung von Willy Robert Huth. Der Künstler gilt als "entartet" und wird 1937 mit Ausstellungsverbot belegt. 1944 wird Willy Robert Huth schließlich erneut eingezogen und gerät in russische Gefangenschaft. Ein Luftangriff auf Berlin macht sein Atelier dem Erdboden gleich und zerstört alle dort befindlichen Werke. 1945 steht Willy Robert Huth, zurück in Berlin, vor dem Nichts. Doch er nimmt seine Karriere wieder auf, unterrichtet 1946 an der Hochschule für Angewandte Kunst Berlin-Weißensee und bekleidet ab 1947 für ein Jahrzehnt eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste. 1949 begründet Willy Robert Huth mit Künstlern wie Hofer, Pechstein und Schmidt-Rottluff die "Berliner Neue Gruppe". Die Sommermonate verbringt Willy Robert Huth, bis ins hohe Alter aktiver Künstler, stets auf der Insel Amrum. [KP].
203
Willy Robert Huth
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