Auktion: 600 / Evening Sale am 05.12.2025 in München button next Lot 125001074

 

125001074
Louis Soutter
Massacre ou crucification, 1939.
Fingermalerei. Tusche und Gouache
Schätzpreis: € 150.000 - 250.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Massacre ou crucification. 1939.
Fingermalerei. Tusche und Gouache.
In der Darstellung betitelt. Auf chamoisfarbenem Maschinenbütten. 58 x 44 cm (22,8 x 17,3 in). [JS].

• Roh und voll existenzieller Wucht: Soutters rauschhafte Fingermalereien gelten als revolutionäre Schöpfungen und frühe Zeugnisse der Art Brut.
• "Massacre au crucification": Das Leiden des Christi als emotional aufgeladenes Sinnbild der schmerzvoll verkannten Künstlerexistenz.
• Visionär: Soutters Fingermalereien nehmen künstlerische Tendenzen bis hin zu Jean Michel Basquiat vorweg.
• Seltenheit: eine der wenigen farbigen Kompositionen mit spannungsvollen Aktzenten in Rot und Blau.
• Seit mehr als 35 Jahren Teil einer bedeutenden Berliner Privatsammlung.
• Vergleichbare Arbeiten u. a. im Museum of Modern Art, New York, im Kunstmuseum Basel sowie in der Fondation Le Corbusier, Paris
.

Mit einer Echtheitsbestätigung von Michel Thévoz vom 21. Januar 1987.

PROVENIENZ: Sammlung C. Giroud, Aran VD.
Galerie Michael Haas, Berlin (auf der Rahmenrückwand mit dem Galerieetikett).
Privatsammlung Berlin (1987 vom Vorgenannten erworben).

AUSSTELLUNG: Louis Soutter. Retrospektive, Musée cantonal des beaux-arts, Lausanne, 1961, Kat.-Nr. 202.

LITERATUR: Michel Thévoz, Louis Soutter, Lausanne 1974/1976, S. 317, WVZ-Nr. 2522.

"Ich bin entschlossen zu malen und zu leiden!!"
Louis Soutter, 1937 an seinen Malerkollegen Marcel Poncet.

Geheimnisvoll, schmerzerfüllt und faszinierend ist Soutters Bildwelt, die er in den schwarz-weißen Fingermalereien seiner letzten Schaffensphase vor uns ausbreitet. Sie scheinen sein Innerstes nach außen zu kehren, seine Ängste und Fantasien rauschhaft niedergeschrieben vor uns auszubreiten. Laut Michel Thévoz lässt sich die Phase der großformatigen Fingermalereien auf die Jahre 1937 bis 1942, Soutters Todesjahr, eingrenzen. Davor entstehen in der Einsamkeit seines Zimmers der schweizerischen Heimanstalt Ballaigues zunächst Bleistift- und Tuschfederzeichnungen in feiner Lineatur und in floralem, anschließend manieristischem Stil. Soutters Großcousin, dem Architekten Le Corbusier, ist es zu verdanken, dass seine Arbeiten bereits zu Lebzeiten in Amerika ausgestellt werden, und sein Cousin Zugang zu Zeichenmaterial erhält. Soutters Œuvre, das sich nach seinem Tod in seinem Heimzimmer auftürmt, welches für die letzten 19 Jahre seine ganze Welt war, zeigt nicht nur ein stilistisch sondern ebenso technisch progressives Schaffen: Mit den ab 1937 entstehenden Fingermalereien, zu denen auch die vorliegende, selten farbige Komposition zählt, nimmt Soutter eine Errungenschaft der späteren Aktionskunst vorweg und verleiht seinen Arbeiten eine unmittelbare Aura, welche in der vorliegenden Arbeit durch das das eigene künstlerische Leiden schmerzvoll zum Ausdruck bringende Bildmotiv der Kreuzigung eine hoch emotionale Steigerung erfährt. Soutters alle Traditionen überwindendes Schaffen wird heute der frühen Art brut zugerechnet. Bis zur Einzelausstellung im Lenbachhaus München (1985) ist sein Werk jedoch in Vergessenheit geraten und wird zudem in der großen Soutter-Schau im Kunstmuseum Basel (2002) wieder entdeckt. Wie verstörend müssen Soutters Schattenfiguren auf die zeitgenössischen Betrachter gewirkt haben, für die das Schaffen Pencks oder Basquiats noch in unbekannter Ferne lag? Nie als geisteskrank diagnostiziert, erscheint uns Soutter heute als tragisch verkanntes Genie. Er war aufgrund seines häufigen Widerspruchs aus dem Symphonieorchester geflogen, oder hatte zwanzig Seidenkrawatten bestellt und die Rechnung seinem Bruder geschickt. Amüsante Anekdoten, wie sie auch von Künstlern wie Martin Kippenberger oder Andy Warhol überliefert sein könnten. Soutters Lebensgeschichte ist letztlich auch die Geschichte des Scheiterns der bürgerlichen Gesellschaft an einer unangepassten Künstlerpersönlichkeit. Aber trotz all seiner Tragik hat es gerade dieser schmerzlichen Erfahrungen des Ausgeschlossenseins bedurft, um solch ein dichtes, vom Geist des Schmerzes durchdrungenes Werk entstehen zu lassen. [JS]



125001074
Louis Soutter
Massacre ou crucification, 1939.
Fingermalerei. Tusche und Gouache
Schätzpreis: € 150.000 - 250.000
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