Auktion: 600 / Evening Sale am 05.12.2025 in München
Lot 125001299
Lot 125001299
Rahmenbild
125001299
Paula Modersohn-Becker
Zwei sitzende Kinder im Wald, 1904.
Öltempera auf Malpappe
Schätzpreis: € 200.000 - 300.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Paula Modersohn-Becker
1876 - 1907
Zwei sitzende Kinder im Wald. 1904.
Öltempera auf Malpappe.
Rechts unten datiert. 44,8 x 54,5 cm (17,6 x 21,4 in). [CH].
• Neben ihren Selbstbildnissen gehören die Kinderbilder zu den Hauptwerken im Œuvre der Künstlerin und zu ihren gesuchtesten Arbeiten auf dem internationalen Auktionsmarkt.
• Die in die Natur eingebundene Figur bestimmt 1904/05 die Kompositionen der Künstlerin und führt zu einigen ihrer herausragendsten Arbeiten, darunter "Flöte blasendes Mädchen im Birkenwald" (Museen Böttcherstraße, Bremen).
• Umfangreiche, ein ganzes Jahrhundert umspannende Ausstellungshistorie.
• Ehemals Teil der Sammlung des Bildhauers, Malers und Architekten Bernhard Hoetger, nach dessen Plänen 1927 das Paula Modersohn-Becker Museum entsteht.
• Vergleichbare Arbeiten finden sich heute zudem in der Kunsthalle Bremen und in den Kunstsammlungen Böttcherstraße, Bremen, in der Staatsgalerie Stuttgart, im Chrysler Museum of Art, Norfolk (VA) und im Busch-Reisinger Museum der Harvard Art Museums, Cambridge (MA).
PROVENIENZ: Otto Modersohn (1865-1943), Fischerhude (1907 durch Erbschaft von der Künstlerin).
Sammlung Bernhard Hoetger (1874-1949), Worpswede (1917).
Galerie Dr. Raeber, Basel (1937).
Sammlung Konrad Meister, Basel (1937 vom Vorgenannten erworben).
Graphisches Kabinett Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen (1974).
Privatsammlung Bremen (1975 vom Vorgenannten erworben).
Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen/Berlin.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (vom Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG: X. Sonderausstellung. Paula Modersohn, Kestner-Gesellschaft, Hannover, 2.9.-4.10.1917, Kat.-Nr. 41.
Deutscher Expressionismus, Städtisches Ausstellungsgebäude Mathildenhöhe, Darmstadt, 10.6.-30.9.1920, Kat.-Nr. 451.
III. Ausstellung: Paula Modersohn-Becker u. Oskar Moll, Galerie Alfred Flechtheim, Berlin, 18.12.1921-17.1.1922, Kat.-Nr. 14.
Paula Modersohn-Becker. Gedächtnisausstellungen: Emil Anner, Ernst Linck, Gustav von Steiger, Adolf Funck, Kunsthalle Bern, 8.4.-3.5.1936, Kat.-Nr. 28.
Galerie Dr. Raeber, Basel, Oktober 1937 (m. Abb.).
Paula Modersohn-Becker, Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt a. M., 27.2.-12.4.1975, Kat.-Nr. 13 (m. ganzs. SW-Abb.).
Paula Modersohn-Becker zum hundertsten Geburtstag, Kunsthalle Bremen und Böttcherstraße Bremen, 8.2.-4.4.1976, Kat.-Nr. 131 (verso mit dem Ausstellungsetikett).
Paula Modersohn-Becker zum hundertsten Geburtstag, Von der Heydt-Museum, Wuppertal, 22.4.-7.6.1976, Kat.-Nr. 51 (m. Abb.).
Meisterwerke. Eröffnungsausstellung, Kunsthandel Wolfgang Werner, Berlin, 8.11.-20.12.1991, Kat.-Nr. 18 (m. ganzs. Farbabb.).
Paula Modersohn-Becker, Kunsthandel Wolfgang Werner, Berlin, 6.11.-19.12.1992; Graphisches Kabinett Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen, 17.1.1992-13.3.1993, Kat.-Nr. 11 (m. Farbabb.).
75 Jahre Graphisches Kabinett Bremen, Graphisches Kabinett Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen, 16.12.1995-27.1.1996, Kat.-Nr. 19.
Paula Modersohn-Becker, Louisiana Museum of Modern, Humlebæk, 5.12.2014-6.4.2015, Kat.-Nr. 46 (m. Farbabb.).
LITERATUR: Günter Busch, Milena Schicketanz, Wolfgang Werner, Paula Modersohn-Becker 1876-1907. Werkverzeichnis der Gemälde, Bd. II, München 1998, WVZ-Nr. 497 (m. SW-Abb.).
Gustav Pauli, Paula Modersohn-Becker (mit einem Verzeichnis der Arbeiten), in der Reihe: Das neue Bild, Bücher für die Kunst der Gegenwart, Bd. I, Leipzig 1919, WVZ-Nr. 170 (mit dem Titel "Zwei Kinder im Walde").
- -
Carl Emil Uphoff, Paula Modersohn, in: Der Cicerone, 11. Jg., 1919, Heft 17, S. 540 (m. Abb., Nr. 6).
Carl Emil Uphoff, Paula Modersohn, Junge Kunst, Bd. 2, Leipzig 1919 (m. Abb.).
Carl Emil Uphoff, Paula Modersohn, in: Jahrbuch der jungen Kunst, Bd. I, Leipzig 1920 (m. Abb., S. 136).
Georg Biermann, Paula Modersohn, Junge Kunst, Bd. 2, Leipzig und Berlin 1927 (m. Abb., Nr. 10).
G. & L. Bollag, im Hotel Baur en Ville, Zürich, Auktion, 11.5.1931, Los 85 (m. Abb., Tafel XI).
Jürgen Schultze, Worpswede, Ramerding 1981 (m. Farbabb., S. 54).
Christiane Redau, Künstlerkolonie Worpswede, Kirchdorf/Inn 1991 (m. Farbabb., S. 46).
1876 - 1907
Zwei sitzende Kinder im Wald. 1904.
Öltempera auf Malpappe.
Rechts unten datiert. 44,8 x 54,5 cm (17,6 x 21,4 in). [CH].
• Neben ihren Selbstbildnissen gehören die Kinderbilder zu den Hauptwerken im Œuvre der Künstlerin und zu ihren gesuchtesten Arbeiten auf dem internationalen Auktionsmarkt.
• Die in die Natur eingebundene Figur bestimmt 1904/05 die Kompositionen der Künstlerin und führt zu einigen ihrer herausragendsten Arbeiten, darunter "Flöte blasendes Mädchen im Birkenwald" (Museen Böttcherstraße, Bremen).
• Umfangreiche, ein ganzes Jahrhundert umspannende Ausstellungshistorie.
• Ehemals Teil der Sammlung des Bildhauers, Malers und Architekten Bernhard Hoetger, nach dessen Plänen 1927 das Paula Modersohn-Becker Museum entsteht.
• Vergleichbare Arbeiten finden sich heute zudem in der Kunsthalle Bremen und in den Kunstsammlungen Böttcherstraße, Bremen, in der Staatsgalerie Stuttgart, im Chrysler Museum of Art, Norfolk (VA) und im Busch-Reisinger Museum der Harvard Art Museums, Cambridge (MA).
PROVENIENZ: Otto Modersohn (1865-1943), Fischerhude (1907 durch Erbschaft von der Künstlerin).
Sammlung Bernhard Hoetger (1874-1949), Worpswede (1917).
Galerie Dr. Raeber, Basel (1937).
Sammlung Konrad Meister, Basel (1937 vom Vorgenannten erworben).
Graphisches Kabinett Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen (1974).
Privatsammlung Bremen (1975 vom Vorgenannten erworben).
Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen/Berlin.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen (vom Vorgenannten erworben).
AUSSTELLUNG: X. Sonderausstellung. Paula Modersohn, Kestner-Gesellschaft, Hannover, 2.9.-4.10.1917, Kat.-Nr. 41.
Deutscher Expressionismus, Städtisches Ausstellungsgebäude Mathildenhöhe, Darmstadt, 10.6.-30.9.1920, Kat.-Nr. 451.
III. Ausstellung: Paula Modersohn-Becker u. Oskar Moll, Galerie Alfred Flechtheim, Berlin, 18.12.1921-17.1.1922, Kat.-Nr. 14.
Paula Modersohn-Becker. Gedächtnisausstellungen: Emil Anner, Ernst Linck, Gustav von Steiger, Adolf Funck, Kunsthalle Bern, 8.4.-3.5.1936, Kat.-Nr. 28.
Galerie Dr. Raeber, Basel, Oktober 1937 (m. Abb.).
Paula Modersohn-Becker, Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Frankfurt a. M., 27.2.-12.4.1975, Kat.-Nr. 13 (m. ganzs. SW-Abb.).
Paula Modersohn-Becker zum hundertsten Geburtstag, Kunsthalle Bremen und Böttcherstraße Bremen, 8.2.-4.4.1976, Kat.-Nr. 131 (verso mit dem Ausstellungsetikett).
Paula Modersohn-Becker zum hundertsten Geburtstag, Von der Heydt-Museum, Wuppertal, 22.4.-7.6.1976, Kat.-Nr. 51 (m. Abb.).
Meisterwerke. Eröffnungsausstellung, Kunsthandel Wolfgang Werner, Berlin, 8.11.-20.12.1991, Kat.-Nr. 18 (m. ganzs. Farbabb.).
Paula Modersohn-Becker, Kunsthandel Wolfgang Werner, Berlin, 6.11.-19.12.1992; Graphisches Kabinett Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen, 17.1.1992-13.3.1993, Kat.-Nr. 11 (m. Farbabb.).
75 Jahre Graphisches Kabinett Bremen, Graphisches Kabinett Kunsthandel Wolfgang Werner, Bremen, 16.12.1995-27.1.1996, Kat.-Nr. 19.
Paula Modersohn-Becker, Louisiana Museum of Modern, Humlebæk, 5.12.2014-6.4.2015, Kat.-Nr. 46 (m. Farbabb.).
LITERATUR: Günter Busch, Milena Schicketanz, Wolfgang Werner, Paula Modersohn-Becker 1876-1907. Werkverzeichnis der Gemälde, Bd. II, München 1998, WVZ-Nr. 497 (m. SW-Abb.).
Gustav Pauli, Paula Modersohn-Becker (mit einem Verzeichnis der Arbeiten), in der Reihe: Das neue Bild, Bücher für die Kunst der Gegenwart, Bd. I, Leipzig 1919, WVZ-Nr. 170 (mit dem Titel "Zwei Kinder im Walde").
- -
Carl Emil Uphoff, Paula Modersohn, in: Der Cicerone, 11. Jg., 1919, Heft 17, S. 540 (m. Abb., Nr. 6).
Carl Emil Uphoff, Paula Modersohn, Junge Kunst, Bd. 2, Leipzig 1919 (m. Abb.).
Carl Emil Uphoff, Paula Modersohn, in: Jahrbuch der jungen Kunst, Bd. I, Leipzig 1920 (m. Abb., S. 136).
Georg Biermann, Paula Modersohn, Junge Kunst, Bd. 2, Leipzig und Berlin 1927 (m. Abb., Nr. 10).
G. & L. Bollag, im Hotel Baur en Ville, Zürich, Auktion, 11.5.1931, Los 85 (m. Abb., Tafel XI).
Jürgen Schultze, Worpswede, Ramerding 1981 (m. Farbabb., S. 54).
Christiane Redau, Künstlerkolonie Worpswede, Kirchdorf/Inn 1991 (m. Farbabb., S. 46).
Bereits 1897 lernt Paula Becker bei einem ersten kurzen Besuch die Künstlerkolonie Worpswede nahe Bremen kennen und entschließt sich schon wenige Monate später, ganz in das kleine Dorf inmitten des Teufelsmoors überzusiedeln. Die hiesige Natur, die hier lebenden, einfachen Menschen und das künstlerische Milieu um die dort ansässigen Künstler haben während ihres kurzen Lebens einen immensen Einfluss auf sie und nicht zuletzt auf ihr künstlerisches Schaffen.
Wertvolle Impulse findet Modersohn-Becker in der Auseinandersetzung mit der französischen Avantgarde, beispielsweise in den Werken der "Nabis" oder denen von Cézanne, Picasso, van Gogh, Gauguin u. a., die sie während ihrer mehrmonatigen Aufenthalte in Paris in den Jahren 1900, 1903 und 1905 für sich entdeckt. Die Herangehensweise der "Nabis" oder der "Fauves" ähnelt zwar ihren eigenen Auffassungen und Überzeugungen, denn für sie alle gilt, die Leinwände nicht gemäß der vorgegebenen, realen Welt und Natur zu füllen, sondern auf der Basis persönlicher Empfindungen eine farblich und formal ganz eigene Komposition zu entwickeln. In der Farbigkeit geht Modersohn-Becker jedoch gänzlich eigene Wege: "In allerletzter Zeit denke ich wieder ganz intensif [sic!] an meine Kunst und ich glaube es geht vorwärts in mir. Sogar
bekomme ich, glaube ich ein Verhältnis zur Sonne. Nicht zu der Sonne, die alles teilt und überall Schatten hinsetzt und
das Bild in tausend Teile zerpflückt, sondern zu der Sonne, die brütet und die Dinge grau macht und schwer und sie
alle in dieser grauen Schwere verbindet, auf daß sie eines sind." (PMB an Freundin Clara Rilke-Westhoff, 13. Mai 1901, zit. nach: Paula-Modersohn-Becker-Stiftung, www.pmb-stiftung.de/biographie.html)
Im deutlichen Gegensatz zur hellen, farblich zergliederten Malerei der Franzosen bevorzugt Modersohn-Becker dunkles Licht und gedeckte Töne – "was für mich das Schönste ist, das Tiefe, das Satte in der Farbe" –, Töne, die sie ausschließlich in Worpswede findet und eben nicht im französischen Sonnenschein: "Ich möchte dann alle Farben tiefer haben, satter, und werde ganz ärgerlich bei dieser Helligkeit." (PMB, zit. nach: Uwe M. Schneede, Die Malerin, die in die Moderne aufbrach, S. 84f.)
Exemplarisch zeigt sich dieses den dunklen Farbpartien innewohnende, warmtonige Leuchten, die erdige, zurückgenommene Farbskala auch in "Zwei sitzende Kinder im Wald", das zudem eines der zentralen Themen im Œuvre der Künstlerin aufgreift: die in den Landschaftsraum eingebundenen Figuren, mit denen sie sich um 1904/05 besonders intensiv beschäftigt. "In ihren Kinderbildnissen gelang Paula Modersohn-Becker eine Formvereinfachung, die sie immer gesucht hatte." (Karin Schick, in: Ausst.-Kat. Paula Modersohn-Becker. Der Weg in die Moderne, Bucerius Kunstforum, Hamburg, S. 92)
Die Motivik ist für das Schaffen des gesamten Worpsweder Künstlerkreises maßgeblich, doch Modersohn-Becker macht sie sich voll und ganz zu eigen.
Hier zeigt sie die Kinder in harmonischer Einheit mit der sie umgebenden Natur. "Von Birkenstämmen begleitet und umrahmt, wirken sie in Gedanken versunken, wie abgetrennt von der Außenwelt, als seien sie selbst Teil der Natur geworden." (Karin Schick, ebd.) Ihre Blicke entziehen sich dem Betrachter, beide sind ganz bei sich und scheinen nicht miteinander in Kontakt zu treten. Die Künstlerin entwirft ein Bild von großer Vertrautheit und Nähe, von Stille und Distanz, von Dunkelheit und sanftem Leuchten: Hauptelemente ihrer eigenen unverwechselbaren Bildsprache, die sie als Protagonistin der der deutschen Moderne ausweisen.
Das Gemälde ist eine Zeit lang im Besitz des Bildhauers, Malers und Architekten Bernhard Hoetger, nach dessen Plänen 1927 das Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen eröffnet, in ihrem Heimatort. Es ist damals weltweit das erste Museum, das dem Werk einer Künstlerin gewidmet ist. Insbesondere in den vergangenen Jahren sind ihre sehr persönlichen, unverwechselbaren Arbeiten Teil umfassender musealer Ausstellungen, bspw. im Louisiana Museum in Humlebaek, Dänemark (2014), in der auch das hier angebotene Werk zu sehen war, im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris (2016), im Bucerius Kunstforum in Hamburg (2017), im Buchheim Museum in Bernried (2019/2020), in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt a. M. und in der Fondation Beyeler in Basel (2021/22), in der Royal Academy of Arts, London (2022/23) und im Landesmuseum Hannover (2023/24). In diesem und im nächsten Jahr sind ihre Werke u. a. im Albertinum in Dresden und im Museum Wiesbaden zu sehen sowie in der ersten Einzelausstellung der Künstlerin in den Vereinigten Staaten: "Paula Modersohn-Becker. Ich bin ich. I am me" in der Neuen Galerie, New York, und im Art Institute of Chicago (2024/25). [CH]
Wertvolle Impulse findet Modersohn-Becker in der Auseinandersetzung mit der französischen Avantgarde, beispielsweise in den Werken der "Nabis" oder denen von Cézanne, Picasso, van Gogh, Gauguin u. a., die sie während ihrer mehrmonatigen Aufenthalte in Paris in den Jahren 1900, 1903 und 1905 für sich entdeckt. Die Herangehensweise der "Nabis" oder der "Fauves" ähnelt zwar ihren eigenen Auffassungen und Überzeugungen, denn für sie alle gilt, die Leinwände nicht gemäß der vorgegebenen, realen Welt und Natur zu füllen, sondern auf der Basis persönlicher Empfindungen eine farblich und formal ganz eigene Komposition zu entwickeln. In der Farbigkeit geht Modersohn-Becker jedoch gänzlich eigene Wege: "In allerletzter Zeit denke ich wieder ganz intensif [sic!] an meine Kunst und ich glaube es geht vorwärts in mir. Sogar
bekomme ich, glaube ich ein Verhältnis zur Sonne. Nicht zu der Sonne, die alles teilt und überall Schatten hinsetzt und
das Bild in tausend Teile zerpflückt, sondern zu der Sonne, die brütet und die Dinge grau macht und schwer und sie
alle in dieser grauen Schwere verbindet, auf daß sie eines sind." (PMB an Freundin Clara Rilke-Westhoff, 13. Mai 1901, zit. nach: Paula-Modersohn-Becker-Stiftung, www.pmb-stiftung.de/biographie.html)
Im deutlichen Gegensatz zur hellen, farblich zergliederten Malerei der Franzosen bevorzugt Modersohn-Becker dunkles Licht und gedeckte Töne – "was für mich das Schönste ist, das Tiefe, das Satte in der Farbe" –, Töne, die sie ausschließlich in Worpswede findet und eben nicht im französischen Sonnenschein: "Ich möchte dann alle Farben tiefer haben, satter, und werde ganz ärgerlich bei dieser Helligkeit." (PMB, zit. nach: Uwe M. Schneede, Die Malerin, die in die Moderne aufbrach, S. 84f.)
Exemplarisch zeigt sich dieses den dunklen Farbpartien innewohnende, warmtonige Leuchten, die erdige, zurückgenommene Farbskala auch in "Zwei sitzende Kinder im Wald", das zudem eines der zentralen Themen im Œuvre der Künstlerin aufgreift: die in den Landschaftsraum eingebundenen Figuren, mit denen sie sich um 1904/05 besonders intensiv beschäftigt. "In ihren Kinderbildnissen gelang Paula Modersohn-Becker eine Formvereinfachung, die sie immer gesucht hatte." (Karin Schick, in: Ausst.-Kat. Paula Modersohn-Becker. Der Weg in die Moderne, Bucerius Kunstforum, Hamburg, S. 92)
Die Motivik ist für das Schaffen des gesamten Worpsweder Künstlerkreises maßgeblich, doch Modersohn-Becker macht sie sich voll und ganz zu eigen.
Hier zeigt sie die Kinder in harmonischer Einheit mit der sie umgebenden Natur. "Von Birkenstämmen begleitet und umrahmt, wirken sie in Gedanken versunken, wie abgetrennt von der Außenwelt, als seien sie selbst Teil der Natur geworden." (Karin Schick, ebd.) Ihre Blicke entziehen sich dem Betrachter, beide sind ganz bei sich und scheinen nicht miteinander in Kontakt zu treten. Die Künstlerin entwirft ein Bild von großer Vertrautheit und Nähe, von Stille und Distanz, von Dunkelheit und sanftem Leuchten: Hauptelemente ihrer eigenen unverwechselbaren Bildsprache, die sie als Protagonistin der der deutschen Moderne ausweisen.
Das Gemälde ist eine Zeit lang im Besitz des Bildhauers, Malers und Architekten Bernhard Hoetger, nach dessen Plänen 1927 das Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen eröffnet, in ihrem Heimatort. Es ist damals weltweit das erste Museum, das dem Werk einer Künstlerin gewidmet ist. Insbesondere in den vergangenen Jahren sind ihre sehr persönlichen, unverwechselbaren Arbeiten Teil umfassender musealer Ausstellungen, bspw. im Louisiana Museum in Humlebaek, Dänemark (2014), in der auch das hier angebotene Werk zu sehen war, im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris (2016), im Bucerius Kunstforum in Hamburg (2017), im Buchheim Museum in Bernried (2019/2020), in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt a. M. und in der Fondation Beyeler in Basel (2021/22), in der Royal Academy of Arts, London (2022/23) und im Landesmuseum Hannover (2023/24). In diesem und im nächsten Jahr sind ihre Werke u. a. im Albertinum in Dresden und im Museum Wiesbaden zu sehen sowie in der ersten Einzelausstellung der Künstlerin in den Vereinigten Staaten: "Paula Modersohn-Becker. Ich bin ich. I am me" in der Neuen Galerie, New York, und im Art Institute of Chicago (2024/25). [CH]
125001299
Paula Modersohn-Becker
Zwei sitzende Kinder im Wald, 1904.
Öltempera auf Malpappe
Schätzpreis: € 200.000 - 300.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Hauptsitz
Joseph-Wild-Str. 18
81829 München
Tel.: +49 (0)89 55 244-0
Fax: +49 (0)89 55 244-177
info@kettererkunst.de
Louisa von Saucken / Undine Schleifer
Holstenwall 5
20355 Hamburg
Tel.: +49 (0)40 37 49 61-0
Fax: +49 (0)40 37 49 61-66
infohamburg@kettererkunst.de
Dr. Simone Wiechers
Fasanenstr. 70
10719 Berlin
Tel.: +49 (0)30 88 67 53-63
Fax: +49 (0)30 88 67 56-43
infoberlin@kettererkunst.de
Cordula Lichtenberg
Gertrudenstraße 24-28
50667 Köln
Tel.: +49 (0)221 510 908-15
infokoeln@kettererkunst.de
Hessen
Rheinland-Pfalz
Miriam Heß
Tel.: +49 (0)62 21 58 80-038
Fax: +49 (0)62 21 58 80-595
infoheidelberg@kettererkunst.de
Nico Kassel, M.A.
Tel.: +49 (0)89 55244-164
Mobil: +49 (0)171 8618661
n.kassel@kettererkunst.de
Wir informieren Sie rechtzeitig.



