Auktion: 600 / Evening Sale am 05.12.2025 in München button next Lot 125001419

 

125001419
Vincent van Gogh
Der Sämann (Zaayer), 1881.
Sepia-Tinte, teils hellblau laviert
Schätzpreis: € 80.000 - 120.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Vincent van Gogh
1853 - 1890

Der Sämann (Zaayer). 1881.
Sepia-Tinte, teils hellblau laviert.
Rechts unten betitelt "Zaayer". Auf Bütten. 11,7 x 7,4 cm (4,6 x 2,9 in), blattgroß.
Entstanden in Etten zwischen September und Oktober 1881.
In den Werkverzeichnissen ist das Werk auch unter dem Titel "The Sower" und "Le semeur" zu finden. [CH].

• Detaillierte, durchkomponierte kleine Zeichnung aus den Anfängen der so kurzen, komprimierten Schaffenszeit Vincent van Goghs.
• Eine der ersten eigenständigen Zeichnungen des jungen Malers, in der bereits erste Anklänge seines späteren, charakteristischen Figurenstils zu finden sind.
• Den Sämann sieht van Gogh als Symbol für das Leben, für den ewigen Kreislauf von Wachstum, Blüte und Ernte.
• Mehr als fünf Jahrzehnte Teil der bedeutenden Van-Gogh-Sammlung H. P Bremmer und Annie Bremmer-Hollmann, Den Haag
.

PROVENIENZ: Wohl Sammlung Anthon Gerard Alexander van Rappard (1858-1892), Utrecht.
Wohl Sammlung Henriëtte Elisabeth van Rappard-del Campo (1854-1910), Santpoort/Niederlande (wohl durch Erbschaft vom Vorgenannten).
Sammlung Philipus de Kanter, Delft.
Sammlung H. P. (Hendricus Petrus) Bremmer (1871-1956), Den Haag (spätestens ab 1928).
Sammlung Anna Amalia "Annie" Bremmer-Hollmann (1895-1989), Den Haag (wohl durch Erbschaft vom Vorgenannten).
Sammlung Prof. Hilde Gärtner, Linz (1982 durch Schenkung von der Vorgenannten, auf der Rahmenrückpappe m. d. handschriftl. Vermerk).
Privatbesitz Süddeutschland (2011 durch Erbschaft von der Vorgenannten).

AUSSTELLUNG: Vincent van Gogh. Aquarelles & dessins de l'époque 1881-1885, Kunsthandel E. J. van Wisselingh, Amsterdam, 19.4.-18.5.1961, Kat.-Nr. 2.

LITERATUR: Jan Hulsker u. J. M. Meulenhoff, The New Complete Van Gogh. Paintings, Drawings, Sketches, Amsterdam/Philadelphia 1996, WVZ-Nr. 32 (m. SW-Abb.).
Jacob Baart de la Faille, Vincent van Gogh. The Complete Works on Paper. Catalogue Raisonné, Vol. 1, San Francisco 1992, WVZ-Nr. 857 (m. SW-Abb., Tafel IX, m. d. Titel "The Sower: Full Face").
Jacob Baart de la Faille, The Works of Vincent van Gogh. His Paintings and Drawings, Amsterdam 1970, WVZ-Nr. 857 (m. SW-Abb., S. 323, m. d. Titel "The Sower").
Jacob Baart de la Faille, L'Œuvre de Vincent van Gogh. Catalogue Raisonné (Dessins, Aquarelles, Lithographies), Paris/Brüssel 1928, WVZ-Nr. 857 (m. d. Titel "Le sameur").
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Vincent van Gogh, Briefe an den Maler Anthon van Rappard (1881-1885), Wien 1937, Brief vom 15.10.1881 (laut WVZ de la Faille handelt es sich bei der erwähnten Zeichnung vermutlich um die hier angebotene)
H. P. Bremmer (Hg.), Beeldende Kunst V 2, (5, 1917-1918, mit Abb. auf der Titelseite).

"Drawing is the root of everything."
Vincent van Gogh in einem Brief an seinen Bruder Theo van Gogh, 3. Juni 1883, Den Haag.

In den 1870er Jahren ist van Gogh zunächst als Lehrling im Kunsthandel in London und Paris tätig, eine darauffolgende Ausbildung zum Priester scheitert. Erst 1880 entscheidet er sich für eine künstlerische Laufbahn. Eine kurze Zeit studiert er in Brüssel und Antwerpen, doch seine große Zeichenkunst entsteht außerhalb der Akademie autodidaktisch. 1881 zieht van Gogh zu seinem Vater nach Etten in den Niederlanden, fertigt Zeichnungen nach Gemälden alter Meister und beginnt nach der Natur zu zeichnen. Statt der Pariser Großstadt und Bohème widmet sich van Gogh in seinen Darstellungen der frühen 1880er Jahre dem Leben auf dem Land und dem Bauern- und Arbeitermilieu.

Vorbilder sind dabei insbesondere die Werke Jean-François Millets bzw. die Schule von Barbizon. So fertigt van Gogh im April 1881 u. a. eine komplexe Zeichnung nach Millets Gemälde eines Sämanns an (1850, Museum of Fine Arts, Boston).
Das Motiv des Sämanns wird van Gogh bis zu seinem viel zu frühen Tod in etwa 30 Zeichnungen und Gemälden beschäftigen. Unsere kleine, detaillierte Tintenzeichnung steht am Anfang dieser intensiven Auseinandersetzung mit der Darstellung säender Bauern und der arbeitenden, zum Teil sehr armen Landbevölkerung und wird in den Werkverzeichnissen als eine der frühesten eigenständigen Zeichnungen van Goghs geführt. Motivisch verwandte Gemälde wie "De zaaier" (Der Sämann)" von 1888 (Kröller-Müller Museum, Otterlo) und eine Fülle an Zeichnungen belegen die Bedeutung des Motivs für sein gesamtes künstlerisches Schaffen, das im Jahr 1890 ein tragisches, jähes Ende findet. Auch in den letzten Monaten vor seinem Tod entstehen weitere Darstellungen mit diesem Motiv, darunter "Veld met zaaier" (Rückseite, Van Gogh Museum, Amsterdam).

"With a little sepia and India ink, and now and then with a little colour."
Vincent van Gogh an Theo van Gogh, Etten, September 1881, Brief Nr. 150.

Diese Zeichnung ist 1881 Teil einer kleinen Werkgruppe mit ganz unterschiedlichen Zeichnungen säender Bauern. Im September schreibt van Gogh an seinen Bruder Theo: "I have begun to work from a live model again. Fortunately, I have been able to persuade several persons here to sit for me. [...] I have drawn a man with a spade, [...], a sower twice, a girl with a broom twice. [...] Now I must draw diggers, sowers, men and women at the plough, ceaslessly. Scrutinize and draw everything that is a part of country life. [...] I have also started to introduce the brush and the stump. With a little sepia and India ink, and now and then with a little colour." (Etten, September 1881, Brief Nr. 150).
Van Gogh setzt den Sämann zentral und präsent ins Zentrum der Darstellung: Als Vertikale steht er scheinbar ruhend inmitten einer flachen Landschaft, im Hintergrund ist mit kleinen Dreiecken die zu Heuhaufen zusammengebrachte Ernte angedeutet. Mit selbstbewusster, zum Teil recht kraftvoller Strichführung und beeindruckender Klarheit stellt van Gogh hier sein großes Talent und seine schon damals herausragenden Fähigkeiten unter Beweis. Der bevorstehende Farbenrausch seiner Gemälde und van Goghs enormen schöpferischen Kräfte deuten sich – fast wie mit Augenzwinkern – in der kleinen, in zartem Hellblau lavierten Stelle im Oberkörper an und verweist vorsichtig, aber selbstbewusst auf etwas (noch) in der Zukunft Liegendes.

Obwohl diese kleine und doch höchst detaillierte Zeichnung somit am Beginn seines großen künstlerischen Schaffens steht, verweist sie doch bereits auf einige stilistische Eigenschaften seiner bald folgenden herausragenden künstlerischen Leistungen als Schlüsselfigur der europäischen Moderne: Die dynamische Strichführung im Hintergrund, die hohe Horizontlinie, einzelne kahle Bäume und die gerundete, kräftige Formensprache der nahezu blattfüllenden Figur erinnern bereits an seine wenige Jahre später folgenden Meisterwerke wie die "Kartoffelesser" (1885, Van Gogh Museum, Amsterdam) oder seinen farbenfrohen "Sämann" von 1888 (Kröller-Müller Museum, Otterlo).

Die filigrane Zeichnung gelangt schließlich in die Sammlung des angesehenen van-Gogh-Kenners und -Sammlers H. P. Bremmer, der ab 1907 zunächst als Lehrer und schließlich Berater für Helene Kröller-Müller (1869–1939) tätig ist, deren Sammlung den Kern des heute weltbekannten, gleichnamigen Museums in Otterlo bildet. "His importance for the collection and the museum can hardly be overestimated. After all, it is thanks to him, as Helene Kröller-Müller’s advisor and her 'council in all aesthetic matters', that she assembled such an impressive and sophisticated collection" ist auf der Internetseite des Museums zu lesen (zit. nach: https://krollermuller.nl/en/timeline/the-legacy-of-h-p-bremmer). [CH]



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