Auktion: 601 / Day Sale am 06.12.2025 in München
Lot 124000760
Lot 124000760
124000760
Georg Baselitz
Ohne Titel (Fahne), 1965.
Tuschfederzeichnung, laviert
Schätzpreis: € 30.000 - 50.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Georg Baselitz
1938
Ohne Titel (Fahne). 1965.
Tuschfederzeichnung, laviert.
Auf Zeichenpapier von Fabriano (mit Wasserzeichen "C. M. Fabriano"). 48,3 x 33 cm (19 x 12,9 in), blattgroß. [KA].
• Sehr dichte und voll ausgearbeitete Zeichnung.
• Frühes Zeugnis von Baselitz' meisterlichem Spiel mit kunsthistorischer Tradition, der Kraft der Provokation und Assoziation.
• Kraftvolle Arbeiten aus dieser frühen Werkphase werden nur selten auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
• Zuletzt widmete 2022/23 die Morgan Library & Museum, New York, zusammen mit der Albertina in Wien Baselitz eine große Retrospektive der Zeichnungen von 1963 bis 2018.
PROVENIENZ: Helmut und Margot Kraetz, Dreieich (direkt vom Künstler erworben).
Sammlung Ruth Miles Pite, New York (1992 vom Vorgenannten erworben, Sotheby's, New York).
Vom jetzigen Eigentümer vom Vorgenannten erworben.
LITERATUR: Sotheby's, New York, 6290. Auktion, Contemporary Art, Part II, 7.5.1992, Los 102.
"Zeichnungen sind wie Kapriolen, sie bringen dich zum Staunen und versetzen dich auch in Angst und Schrecken. [..] Es ist wie eine Sprache ohne Verstand und hat erst Sinn, wenn ich ihre Vokabeln gelernt habe [..]."
Georg Baselitz, 1993, zit. nach: Georg Baselitz. Gesammelte Schriften und Interviews, München 2011, S. 258.
1938
Ohne Titel (Fahne). 1965.
Tuschfederzeichnung, laviert.
Auf Zeichenpapier von Fabriano (mit Wasserzeichen "C. M. Fabriano"). 48,3 x 33 cm (19 x 12,9 in), blattgroß. [KA].
• Sehr dichte und voll ausgearbeitete Zeichnung.
• Frühes Zeugnis von Baselitz' meisterlichem Spiel mit kunsthistorischer Tradition, der Kraft der Provokation und Assoziation.
• Kraftvolle Arbeiten aus dieser frühen Werkphase werden nur selten auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
• Zuletzt widmete 2022/23 die Morgan Library & Museum, New York, zusammen mit der Albertina in Wien Baselitz eine große Retrospektive der Zeichnungen von 1963 bis 2018.
PROVENIENZ: Helmut und Margot Kraetz, Dreieich (direkt vom Künstler erworben).
Sammlung Ruth Miles Pite, New York (1992 vom Vorgenannten erworben, Sotheby's, New York).
Vom jetzigen Eigentümer vom Vorgenannten erworben.
LITERATUR: Sotheby's, New York, 6290. Auktion, Contemporary Art, Part II, 7.5.1992, Los 102.
"Zeichnungen sind wie Kapriolen, sie bringen dich zum Staunen und versetzen dich auch in Angst und Schrecken. [..] Es ist wie eine Sprache ohne Verstand und hat erst Sinn, wenn ich ihre Vokabeln gelernt habe [..]."
Georg Baselitz, 1993, zit. nach: Georg Baselitz. Gesammelte Schriften und Interviews, München 2011, S. 258.
Baselitz arbeitet 1965/66 in Florenz und Berlin fieberhaft an seinen Leinwandbildern und Zeichnungen. In einer Zeit, in der für einen jungen Künstler in einem geteilten Deutschland alles zur Diskussion steht: nicht nur die Zukunft der Malerei, die sich in ideologischen bis dogmatischen Auseinandersetzungen zwischen internationaler Abstraktion und sozialistischem Realismus befindet, sondern auch die Zukunft seines Heimatlandes in Zeiten des Kalten Krieges. 1965 ist der Maler 27 Jahre alt und wohnt in Westberlin, malt wie im Rausch seine Figurenbilder, seine desolaten und widerständigen, gebrochenen, großen Männer – seine Soldaten, seine Maler, seine Typen, seine Helden. Figuren, die nicht nur die Zukunft in sich tragen, sondern auch die Vergangenheit. Seine Werke zeigt in Berlin die 1963 neu gegründete Galerie Werner & Katz, und 1965 in München Friedrich & Dahlem. Der Skandal von 1963 und die damit verbundenen Pressemeldungen – mit seinen Gemälden "Die große Nacht im Eimer“ (1962/63), "Der nackte Mann“ (1962), und "Geschlecht mit Klößen“ (1963) rutscht der provozierende Maler in die aktuelle Sittlichkeitsdebatte – prägen die Erwartung an seine Kunst noch weit über das eigentliche Ereignis hinaus. Ihn, den Weg des Unbeugsamen, verfolgt er auch auf dem Weg in ein gänzlich anderes Ambiente: das Künstlerhaus Villa Romana in Florenz.
Als Stipendiat der ehrwürdigen Villa Romana begegnet Baselitz zwangsläufig den Schriften und Thesen des in Italien lebenden Kunsthistorikers Gustav René Hocke (Die Welt als Labyrinth, 1957), der hingegen anderer Meinung, Florenz als den Ort schätzt, der zur Anerkennung der ethischen Verbindlichkeit der Kunst zwingt. Und Hocke ist es auch, der über den Manierismus in Kunst und Literatur publiziert und feststellt "Der Manierismus sei nicht nur Ausdruck einer geistigen Krise, sondern er sei auch Bewußtwerden einer aus den Fugen geratenen Welt“ (Gustav René Hocke, Die Welt als Labyrinth, Hamburg 1957, S. 55). Sicher von Hockes Ausführungen fasziniert, beginnt Baselitz seine bis heute beeindruckende Sammlung manieristischer Druckgrafik. Und Georg Baselitz bezieht ein zum Garten sich öffnendes Atelier und malt und malt seine bevorzugten Großformate, die braunroten, rostroten, blutroten, orangeroten, ziegelroten, erdroten, fuchsiaroten, rosenroten, rosa- und fleischfarbenen, weißlichen, gelblichen Gebilde, Hammel-, Kalbs-, und Schweinsköpfe, Gewinde, Geschlinge (vgl. Eva Mongi-Vollmer, Helden ohne Aufstellung, in: Georg Baselitz, Die Helden, Städel-Museum, 2016, S. 23).
Und Baselitz zeichnet viel mit Tusche wie hier das Blatt mit der "Fahne“, ein Thema, das der Künstler schon sehr früh in seinen Arbeiten als charakterisierende Gegenstände, als Metapher für Rebellion verwendet, etwa in den Radierungen "Versperrter“, 1966 und "Mit roter Fahne“ 1965. In dieser Zeichnung hier dominiert der schwarze Tuschestrich, der oft bizarre Verrenkungen vollführt und rätselhafte Gestalten hervorbringt, in anderen Fällen aber auch gewundene und fesselnde Formen umreißt. Sie entführen den Betrachter in ein emotional instabiles Universum auf Papier mit sichtbaren Einflüssen der manieristischen Kunst. Baselitz' frühes Interesse an verzerrten Formen, seine nachgesagte Sucht nach Exzessen, wie er es 1962 zusammen mit Eugen Schoenebeck im "Pandämonischen Manifest“ ausführt, findet auch in der Motivik der Tuschezeichnungen Eingang. Baselitz kombiniert hier schwunghaft ornamental Motive, versteckt darin eine weibliche Figur und Welpen oder spielzeugähnliche Tiere und verwandelt das weiße Papier in eine drapierte ausgefranste Fahne, gerahmt von dem ornamentalen Überschuss des Stoffes. Das Pathos der schwarzen Linie, die Unmittelbarkeit der Pinselstriche und die kaum fixierbare, unheimliche Figuration der Werke lassen visuelle Hinweise auf Baselitz' frühere künstlerische Einflüsse wie von Jean Fautrier, Georges Rouault, Antoine Artaud oder Philip Guston erkennen. Mit dieser Zeichnung gelingt es dem Künstler, seine junge, neugierige künstlerische Vitalität auszudrücken, die seinem bis heute charakteristisch figurativen wie kämpferischen Stil zugrunde liegt. [MvL]
Als Stipendiat der ehrwürdigen Villa Romana begegnet Baselitz zwangsläufig den Schriften und Thesen des in Italien lebenden Kunsthistorikers Gustav René Hocke (Die Welt als Labyrinth, 1957), der hingegen anderer Meinung, Florenz als den Ort schätzt, der zur Anerkennung der ethischen Verbindlichkeit der Kunst zwingt. Und Hocke ist es auch, der über den Manierismus in Kunst und Literatur publiziert und feststellt "Der Manierismus sei nicht nur Ausdruck einer geistigen Krise, sondern er sei auch Bewußtwerden einer aus den Fugen geratenen Welt“ (Gustav René Hocke, Die Welt als Labyrinth, Hamburg 1957, S. 55). Sicher von Hockes Ausführungen fasziniert, beginnt Baselitz seine bis heute beeindruckende Sammlung manieristischer Druckgrafik. Und Georg Baselitz bezieht ein zum Garten sich öffnendes Atelier und malt und malt seine bevorzugten Großformate, die braunroten, rostroten, blutroten, orangeroten, ziegelroten, erdroten, fuchsiaroten, rosenroten, rosa- und fleischfarbenen, weißlichen, gelblichen Gebilde, Hammel-, Kalbs-, und Schweinsköpfe, Gewinde, Geschlinge (vgl. Eva Mongi-Vollmer, Helden ohne Aufstellung, in: Georg Baselitz, Die Helden, Städel-Museum, 2016, S. 23).
Und Baselitz zeichnet viel mit Tusche wie hier das Blatt mit der "Fahne“, ein Thema, das der Künstler schon sehr früh in seinen Arbeiten als charakterisierende Gegenstände, als Metapher für Rebellion verwendet, etwa in den Radierungen "Versperrter“, 1966 und "Mit roter Fahne“ 1965. In dieser Zeichnung hier dominiert der schwarze Tuschestrich, der oft bizarre Verrenkungen vollführt und rätselhafte Gestalten hervorbringt, in anderen Fällen aber auch gewundene und fesselnde Formen umreißt. Sie entführen den Betrachter in ein emotional instabiles Universum auf Papier mit sichtbaren Einflüssen der manieristischen Kunst. Baselitz' frühes Interesse an verzerrten Formen, seine nachgesagte Sucht nach Exzessen, wie er es 1962 zusammen mit Eugen Schoenebeck im "Pandämonischen Manifest“ ausführt, findet auch in der Motivik der Tuschezeichnungen Eingang. Baselitz kombiniert hier schwunghaft ornamental Motive, versteckt darin eine weibliche Figur und Welpen oder spielzeugähnliche Tiere und verwandelt das weiße Papier in eine drapierte ausgefranste Fahne, gerahmt von dem ornamentalen Überschuss des Stoffes. Das Pathos der schwarzen Linie, die Unmittelbarkeit der Pinselstriche und die kaum fixierbare, unheimliche Figuration der Werke lassen visuelle Hinweise auf Baselitz' frühere künstlerische Einflüsse wie von Jean Fautrier, Georges Rouault, Antoine Artaud oder Philip Guston erkennen. Mit dieser Zeichnung gelingt es dem Künstler, seine junge, neugierige künstlerische Vitalität auszudrücken, die seinem bis heute charakteristisch figurativen wie kämpferischen Stil zugrunde liegt. [MvL]
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