Auktion: 406 / Moderne Kunst am 08.06.2013 in München Lot 79

 

79
Paul Klee
Kinder und Hund, 1920.
Aquarell
Schätzung:
€ 220.000
Ergebnis:
€ 268.400

(inkl. Käuferaufgeld)
Kinder und Hund. 1920.
Aquarell und Tuschfeder.
Klee 2435. Rechts unten signiert. Links unterhalb der Darstellung auf dem Original-Unterlagenkarton datiert und betitelt. Auf Briefpapier, original vom Künstler auf Karton aufgezogen. 16,3 x 18,7 cm (6,4 x 7,3 in). Unterlagekarton: 26,2 x 32,5 cm (10,3 x 12,7 in).

PROVENIENZ: Galka E. Scheyer Braunschweig/New York/San Francisco/Hollywood (1928-1931).
Diego Rivera, Mexiko (ab 1931).
Privatsammlung (Nachfahre des Vorbesitzers, bis 1969).
Parke-Bernet Galleries, New York, 17. Dezember 1969, Lot 68.
Privatsammlung Miriam und Ira D.Wallach (seit 1969).

AUSSTELLUNG: Paul Klee u.a., Kunsthaus Zürich 11.4.-5.5.1926, Nr. 51.
August-Ausstellung, Neues Museum Wiesbaden, August 1926, Nr. 104.
Landschaften aus Cagnes und Stilleben von Auguste Renoir, Paul Klee. Ölgemälde und Aquarelle, Galerie Alfred Flechtheim, Düsseldorf April 1927, Nr. 32.
The Blue Four. Braxton Gallery, Hollywood 1.5.-15.5.1930, Nr. 8.
The Blue Four. California Palace of the Legion of Honor, San Francisco 23.4.-8.5.1931, Nr. 6.
The Blue Four. The Oakland Art Gallery, Oakland August-14.9.1931, Nr. 28.
The Blue Four. The Arts Club of Chicago, Chicago 1.-15.4.1932, Nr. 151.

Am 18. Dezember 1879 wird Paul Klee in Münchenbuchsee bei Bern geboren. 1898 siedelt er nach München über, wo er bei Heinrich Knirr Radier- und Zeichenunterricht nimmt. Zwei Jahre später beginnt Klee ein Studium an der Münchener Akademie in der Malklasse von Franz von Stuck. Erste Studienreisen führen ihn 1901/02 nach Rom, 1905 nach Paris. Als Klee im Jahr 1908 an den Ausstellungen der Münchner und der Berliner Sezession teilnimmt, macht er die Bekanntschaft von Wassily Kandinsky, Franz Marc und Hans Arp, die sich prägend auf sein künstlerisches Schaffen auswirkt. Durch die Teilnahme an der zweiten Ausstellung des "Blauen Reiter" im Jahre 1912 lernt er weitere herausragende zeitgenössische Künstler und Schriftsteller wie Alexej von Jawlensky, Rainer Maria Rilke und Herwarth Walden kennen. Seit 1914 beschäftigt er sich verstärkt mit der Aquarellmalerei, wobei die gemeinsame Tunesienreise mit August Macke und Louis René Moilliet zum entscheidenden Schritt zu einem eigenen malerischen Stil wird. Nach dem Kriegsdienst wird Klee 1920 von Walter Gropius an das Weimarer Bauhaus berufen, wo er zunächst als Formmeister, später in einer eigenen Malklasse unterrichtet.

Die Bauhaus-Jahre gelten als seine glücklichsten und produktivsten, angeregt durch die Studierenden und Kollegen experimentiert Klee in verschiedene Richtungen. Quantitativ entsteht in dieser Zeit ein Werkvolumen, das er vorher nie erreicht hatte. Gleichzeitig beginnt mit der Künstlergruppe "Die Blaue Vier" sein internationaler Durchbruch. Galka Schreyer macht es sich zur Aufgabe Jawlensky, Feininger, Kandinsky und Klee auf dem amerikanischen Kunstmarkt zu etablieren. Galka wird von Klee augenzwinkernd als Kindermädchen der Künstlergruppe bezeichnet. Sie beginnt eine seines gleichen suchende Marketingkampagne mit Vorträgen und Diashows und von ihr organisierten Ausstellungen der Blauen Vier. Auf einigen dieser Ausstellungen wird auch unsere reizende kleine Arbeit präsentiert und gelangt schließlich in den Besitz von Diego Rivera, des bekannten mexikanischen Künstlers und Ehemanns von Frida Kahlo. 1931 konnte Galka Rivera dafür gewinnen Katalogtexte für ihre Ausstellungen zu verfassen. In diesem Zuge erwarb Rivera einige Bilder Paul Klees für seine Frau Frida. Wenn auch nicht belegbar, so ist es doch eine charmante Vorstellung, dass unser humoristisches Aquarell im Atelier von Frida Kahlo einen Platz fand und sie vielleicht zu ihrer eigenen künstlerischen Arbeit inspirierte.

1931 erhält Klee eine Professur an der Düsseldorfer Akademie und löst daraufhin den Vertrag mit dem Bauhaus. Zwei Jahre später wird der Maler als "entarteter Künstler" fristlos entlassen und siedelt nach Bern über. 1937 entfernen die Nationalsozialisten 102 seiner Werke aus deutschen Museen, im selben Jahr werden 17 Arbeiten in der Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt. Trotz einer schweren Erkrankung ist Klee in dieser Zeit außerordentlich produktiv. Es entstehen die Balkenstrichbilder und die tragisch dämonischen Gestalten, die auf Klees Todesahnung hindeuten. Er stirbt am 29. Juni 1940 in Muralto im Tessin. Paul Klees künstlerisches Werk entzieht sich weitgehend einer eindeutigen stilistischen Einordnung. Er verarbeitet Anregungen des Expressionismus und Nachimpressionismus, der französischen Fauves wie der Kubisten. Abstrahierende und surrealistische Elemente verbinden sich zu einer einzigartigen Bildwelt. Paul Klees Werke finden sich in den bedeutendsten Museen der Welt. Die wichtigste Sammlung ist das Museum Zentrum Paul Klee in Bern, wo ca. 4000 Arbeiten aufbewahrt werden. [SM].




79
Paul Klee
Kinder und Hund, 1920.
Aquarell
Schätzung:
€ 220.000
Ergebnis:
€ 268.400

(inkl. Käuferaufgeld)