Auktion: 520 / Evening Sale am 18.06.2021 in München Lot 315

 

315
Hans Hartung
T 1975 - R 25, 1975.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 187.500

(inkl. Käuferaufgeld)
T 1975 - R 25. 1975.
Acryl auf Leinwand.
Links unten signiert und datiert. Auf der umgeschlagenen Leinwand signiert, betitelt und bezeichnet. Auf dem Keilrahmen nochmals betitelt und bezeichnet sowie mit Richtungspfeil. 130 x 162 cm (51,1 x 63,7 in). [SM].

• Hans Hartung, einer der wichtigsten Vertreter des europäischen Informel und einer der einflussreichsten Protagonisten der École de Paris.
• Das Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris würdigte den Mitbegründer des deutschen Informel jüngst mit einer großen Retrospektive (11. Oktober 2019 bis 1. März 2020).
• Mithilfe dieser großen schwarzen und blauen, offensiv in Szene gesetzten Zeichen suggeriert der Künstler eine Bildperspektive, einen räumlich wirkenden und belebten Farbraum. So wirkt die Abstraktion wie eine Übersetzung von inspiriertem Gefühl
.

Das Werk ist im Archiv der Fondation Hans Hartung et Anna-Eva Bergman registriert und wird in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.

PROVENIENZ: Galerie Kallenbach, München (1987 direkt vom Künstler erworben).
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.

"I am always, always looking for a law, the alchemic rule that can turn rhythm, movement and color into gold; to transmute apparent disorder with the sole aim of conveying perfect movement and so creating order in disorder, and order through disorder." (Hans Hartung zit. n. Jennifer Mundy, Hans Hartung. Works on Paper 1922-56, London 1996, S. 20)

„Die Bildmittel rücken als Sprache des Malers so weit in den Vordergrund", so der Kunsthistoriker Will Grohmann, „daß man zunächst nur sie sieht. Mit Recht, denn sie sind mehr als bloße Mittel, sie spiegeln das, was wir früher als persönlichen Ausdruck bezeichneten.“ Die Komposition "T 1975" zeigt vor einem hellen lila und gelben, leuchtkastenartigen Hintergrund eine von Hartung nahezu parallel entwickelte und mit einer Gummiwalze aufgetragene Figurine. "T 1975" ist typisch für die Zeit und den unerhörten Reichtum an Formen und Farben, die Hartung zu einer harmonischen Idee vereint. Ab Anfang der 1970er Jahre setzt Hartung Werkzeuge ein wie eben eine Gummiwalze, die eigentlich zum Einfärben eines Lithografiesteins dient, um die Farbe, oft Schwarz und hier bisweilen Blau, auf einen vorab mit der Spritzpistole gleichmäßig eingefärbten Hintergrund zu rollen. Es bleibt nicht bei der Gummiwalze; Hartung präpariert etwa unterschiedliche Bürsten, Rollen, Besen, Pinsel, Schaber, Kratzer, Spachtel, Fächer und vieles andere mehr, um mit diesen Gerätschaften erstaunliche Effekte zu erzielen. Er entwickelt dabei ein technisch variables System, mit dem er die großen Gesten in seinen Bildern formuliert. Aber seine Malerei erschöpft sich nicht in ihren Werkzeugen, sie dienen ihm wie hier die Gummirolle, um unterschiedliche Möglichkeiten des Malprozesses als Experiment mit unvorhersehbarem Ergebnis zu gestalten. Ein Malprozess, den er nicht so sehr als ein Ereignis mit unvorhersehbarem Ausgang versteht, sondern eher als ein Experiment, das zu einem gewissen Anteil präzise steuerbar ist; - eine Technik, die schon K. O. Götz mit dem Rakel sich zu eigen macht, eine Technik, die nicht zuletzt Gerhard Richter zu einer eminent charaktervollen Bildformulierung steigert. Dunkle Farben, eine schwarze und eine blaue Form, stehen hier vor lichtdurchflutetem Hintergrund. Diesen extremen Gegensatz präzise herauszuarbeiten, trotz der Zweidimensionalität der monochromen Farben einen imaginären Tiefenraum zu kreieren, befördert Assoziationen beim Betrachten. Mithilfe dieser großen schwarzen und blauen, offensiv in Szene gesetzten Zeichen suggeriert der Künstler eine Bildperspektive, einen räumlich wirkenden und belebten Farbraum. So wirkt die Abstraktion wie eine Übersetzung von inspiriertem Gefühl. [MvL]



315
Hans Hartung
T 1975 - R 25, 1975.
Acryl auf Leinwand
Schätzung:
€ 100.000
Ergebnis:
€ 187.500

(inkl. Käuferaufgeld)