Auktion: 517 / Moderne Kunst II am 18.06.2021 in München Lot 180

 

180
Max Ernst
Ohne Titel, 1953.
Öl und Gouache
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 45.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Ohne Titel. 1953.
Öl und Gouache.
Spies/Metken 3030. Rechts unten signiert und datiert. Auf Zeichenpapier. 58,5 x 45,5 cm (23 x 17,9 in), blattgroß.
[SM].
• Geheimnisvolle Darstellung auf verschiedenen übereinander liegenden Bildebenen mit spannender Strukturierung
• An die Stelle der Nachahmung des Sichtbaren tritt die Vision des Nicht-Sichtbaren.
• Seit über 65 Jahren in Rheinländischen Familienbesitz.
• Arbeiten des Künstlers befinden sich in zahlreichen bedeutenden internationalen Museen, u. a. dem Museum of Modern Art, New York, dem Centre Pompidou, Paris, und der Tate Collection, London
.

PROVENIENZ: Galerie Der Spiegel, Köln.
Privatsammlung Nordrhein-Westfalen.

AUSSTELLUNG: Max Ernst, Galerie Springer, Berlin, 22.2.-3.4.1954, Nr. 22.
Max Ernst. Bilder von 1925-1957, Galerie Der Spiegel, Köln, 18.10.-15.11.1957, Nr. 9.
Deutsche Kunst im 20. Jahrhundert, Malerei und Plastik aus Privatbesitz, Suermondt-Museum, Aachen, 3.5.-28.6.1964, Nr. 25.

Anfang 1953 kehrt Max Ernst nach rund 12 Jahren in den Vereinigten Staaten wieder nach Frankreich zurück und wohnt mit seiner Frau Dorothea Tanning vorübergehend in Paris in Nachbarschaft zu Constantin Brâncusi. Im November desselben Jahres kehrt der Künstler erstmals wieder ins Rheinland zurück und stellt seine zuletzt entstandenen Bilder in der Kölner Galerie „Der Spiegel“ aus, darunter ein bemerkenswertes Bild mit dem Titel „Vater Rhein“, das in der Presse und bei Kunsthistorikern wie etwa Eduard Trier Aufsehen erregt, der darüber in der Zeitung "DIE ZEIT" vom 28. November 1953 bemerkt: „Das Bild zeigt keine einzige gegenständliche Form und trotzdem vergegenwärtigt es das Erlebnis einer Landschaft, einer surrealen Personifikation von all dem, was 'Vater Rhein' evozieren kann: grünes Wasser, silbrige Luft, Stimmung, Geschichte, Sagen, Topographie, Erdgeschichte und was auch immer in diesem Wort bedeutungsvoll beschlossen ist.“ Was verbindet nun diese Gouache mit dem „Vater Rhein“? Darf man nicht hier ein klares, fließendes Wasser annehmen, das über einen nicht geborgenen Gegenstand, etwa eine Skulptur, oder einen wertvollen Schatz hinwegfließt? Was ist das für ein Gegenstand, eines der vielen Fantasiegebilde aus einem Tierkörper mit einer abstrakten Veränderung aus Bronze, vielleicht einer dieser Vögel, jene exotischen "oiseaux", die in vielen Bildwelten von Max Ernst in gestalterischer Vielfalt herumgeistern? Jedenfalls liegt hier eine geheimnisvolle Form auf seichtem Grund, über die Wasser fließt: ein Meisterwerk ohne Frage. Maltechnisch gelingt es Max Ernst, das Gefühl von klarem, das Sonnenlicht spiegelndem Wasser, jenes flirrende Spiel an der Oberfläche zu erzeugen. Und auch der Gegenstand, was immer es sein mag, eine plastische Illusion, so scheint es, verformt sich leicht und reflektiert sich selbst unter der bewegt kräuselnden Oberfläche des Wassers. Und natürlich dürfen Naturbeobachtungen, die der Künstler noch mit seinem Aufenthalt bis vor kurzem im wilden Arizona verbindet, bei dieser verzaubernden Gouache eine Rolle spielen. [MvL]



180
Max Ernst
Ohne Titel, 1953.
Öl und Gouache
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 45.000

(inkl. Käuferaufgeld)