Auktion: 540 / Evening Sale am 09.06.2023 in München Lot 49

 

49
Ernst Ludwig Kirchner
Akt im Tub, 1914.
Pastell
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 50.800

(inklusive Aufgeld)
Akt im Tub. 1914.
Pastell.
Verso mit dem Nachlassstempel des Kunstmuseums Basel (Lugt 1570 b) und der handschriftlichen Registriernummer "FS Be / Bg 20". Auf chamoisfarbenem Bütten (mit Wasserzeichen "SLG"). 67,8 x 51 cm (26,6 x 20 in), nahezu blattgroß.
Verso mit der Darstellung eines weiblichen Aktes im Tub, "Akt im Tub beim Abtrocknen", schwarze Kreidezeichnung, blattgroß. [CH].

• Beidseitig bemaltes Blatt: verso mit der Darstellung eines weiblichen Aktes.
• Aus der besonders gesuchten Berliner Schaffenszeit vor dem Ersten Weltkrieg, in der auch Kirchners berühmte Berliner Straßenszenen entstehen.
• Farbintensive, ausgearbeitete Atelierszene.
• Farbige Zeichnungen und insbesondere Pastelle in dieser Größe und Farbigkeit sind von allergrößter Seltenheit.
• Das Werk steht in direktem Zusammenhang mit dem monumentalen Triptychon "Badende Frauen" (Kirchner Museum, Davos, Privatsammlung u. National Gallery of Art, Washington, D.C.)
.

Das vorliegende Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv, Wichtrach/Bern, dokumentiert.

PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers (Davos 1938, Kunstmuseum Basel 1946, verso mit dem handschriftlich nummerierten Nachlassstempel).
Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer (1954).
Galerie Nierendorf, Berlin (1966).
Galerie Detlev Rosenbach, Hannover-Garbsen (1969).
Sammlung Hermann Gerlinger, Würzburg (mit dem Sammlerstempel, Lugt 6032).

AUSSTELLUNG: E. L. Kirchner zum fünfundzwanzigsten Todestag, Galerie Nierendorf, Berlin, 18.6.-17.10.1963, Kat.-Nr. 71 (m. Abb.).
Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 1995-2001).
Frauen in Kunst und Leben der "Brücke", Schleswig-Holsteinisches Landesmuseum, Schloss Gottorf, Schleswig, 10.9.-5.11.2000, Kat.-Nr. 120 (m. Abb.).
Kunstmuseum Moritzburg, Halle an der Saale (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2001-2017).
Expressiv! Die Künstler der Brücke. Die Sammlung Hermann Gerlinger, Albertina Wien, 1.6.-26.8.2007, Kat.-Nr. 167, S. 258 (m. Abb., S. 259).
Buchheim Museum, Bernried (Dauerleihgabe aus der Sammlung Hermann Gerlinger, 2017-2022).

LITERATUR: Galerie Detlev Rosenbach, Hannover-Garbsen, Kunst des XX. Jahrhunderts, Katalog 2, Kat.-Nr. 222 (m. Abb.).
Heinz Spielmann (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Sammlung Hermann Gerlinger, Stuttgart 1995, S. 260, SHG-Nr. 375 (m. Abb., S. 261).
Hermann Gerlinger, Katja Schneider (Hrsg.), Die Maler der Brücke. Bestandskatalog Sammlung Hermann Gerlinger, Halle (Saale) 2005, S. 337, SHG-Nr. 757 (m. Abb.).

Nach der gemeinsamen Gründung der Künstlergruppe "Brücke" mit Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Fritz Bleyl und einigen erfolgreichen Jahren in Dresden zieht es die Künstler mit Ausnahme Fritz Bleyls nach und nach in die Großstadt Berlin, die sich zu dieser Zeit zu einem der aufregendsten kulturellen Zentren in Deutschland entwickelt. E. L. Kirchner lässt sich 1911 in der pulsierenden Metropole nieder. In seinem Wohnatelier in der Durchlacher Straße in Berlin-Wilmersdorf und später in der Körnerstraße in Berlin-Steglitz bzw. -Friedenau verarbeitet er fortan die Eindrücke seines neuen Wohnorts. Im Zuge dessen entstehen in diesen Jahren nicht nur die sogenannten "Straßenszenen", die heute zu den berühmtesten und bedeutendsten Arbeiten des Künstlers zählen, sondern auch zahlreiche Darstellungen aus dem Atelier, Stillleben, Porträts und Akte. Wie schon zuvor in Dresden gehen auch im Berliner Atelier die zumeist weiblichen Amateur-Modelle ein und aus, die Kirchner gekonnt und selbstbewusst mit dynamischem Strich in Zeichnungen und Gemälden verewigt.

In der hier angebotenen, großformatigen Zeichnung überführt Kirchner das kunsthistorisch tradierte Motiv der Badenden bzw. der Frau bei der Toilette in seine ganz charakteristische expressionistische Bildsprache. In starken, kräftigen Grundfarben hebt er den weiblichen Körper, das Wasser sowie Lippen, Haar und einen Waschlappen hervor und skizziert auch den die Figur umgebenden Raum mit zwei bewusst gesetzten, die Figur fest verortenden, kräftig-grünen Farbbalken. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Motiv zeigt sich in der hier angebotenen Arbeit nicht nur in der farbkräftigen Pastellzeichnung auf der Vorderseite, sondern auch verso in einer gleichgroßen Skizze eines sich abtrocknenden weiblichen Aktes: Ein Beweis für die enge Verbindung des Werkes zu Kirchners wenig später begonnenem, monumentalem Triptychon "Badende Frauen" (1915/1925, Gordon 440 a-c), dessen drei Bildteile sich heute in der National Gallery of Art in Washington, D.C., im Kirchner Museum in Davos und in einer unbekannten Privatsammlung befinden. [CH]



49
Ernst Ludwig Kirchner
Akt im Tub, 1914.
Pastell
Schätzung:
€ 40.000
Ergebnis:
€ 50.800

(inklusive Aufgeld)