Auktion: 530 / Evening Sale / Sammlung Hermann Gerlinger am 10.06.2022 in München Lot 96

 

96
Karin Kneffel
Äpfel, 1996.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 90.000
Ergebnis:
€ 187.500

(inklusive Aufgeld)
Äpfel. 1996.
Öl auf Leinwand.
Verso signiert und datiert. 100 x 100 cm (39,3 x 39,3 in).

• Die fotorealistischen Obstdarstellungen von Karin Kneffel sind die gefragtesten Werke der Künstlerin auf dem internationalen Auktionsmarkt.
• Gehört zu den frühesten Früchtestillleben, mit denen Karin Kneffel in den 1990er Jahren der Durchbruch gelingt.
• Erstmals auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten.
• Kürzlich würdigten die Kunsthalle Bremen und das Frieder Burda Museum die Künstlerin mit einer großen Werkschau.
• Seit 2012 bespielt Kneffel Ausstellungen in der Gagosian Gallery New York.
• Seit 2008 ist sie Professorin an der Akademie der Bildenden Künste in München
.

PROVENIENZ:
Galerie Bob van Orsouw, Zürich (auf dem Keilrahmen mit dem Etikett).
Privatsammlung Schweiz (1996 beim Vorgenannten erworben).

Karin Kneffel, zit. nach: Kunsthalle Bremen, Stiftung Frieder Burda (Hrsg.), Still, München 2019, S. 85.

Karin Kneffel gehört zu den wichtigsten deutschen Malerinnen der Gegenwart. Als sie ihre Ausbildung unter anderem bei Gerhard Richter beginnt, ist die Kunstakademie in Düsseldorf eindeutig stark männlich geprägt. Den Durchbruch in der Kunstwelt schafft sie bereits in ihrem Frühwerk der 1990er Jahre mit den realistischen Darstellungen von überdimensionierten Früchten und Tierporträts. Karin Kneffels vielschichtiges Werk wurde kürzlich in einer großen Werkschau in der Kunsthalle Bremen und im Museum Frieder Burda, Baden-Baden, gewürdigt. 2012 bespielt sie erstmals eine Ausstellung in der international renommierten Gagosian Gallery in New York, damit ist sie in der Elite der zeitgenössischen Kunst angekommen.

Ihre Handschrift zeichnet sich durch eine perfekte Illusion der Wirklichkeit aus. Für ihre Bildräume wählt die Künstlerin extreme Ausschnitte, ein wechselvolles Spiel von Nah- und Fernsicht sowie irritierende Spiegelungen bestimmen ihre Werke. Das Früchtestillleben hat eine lange Tradition in der Kunstgeschichte, meist opulent drapiert auf Tischen stehen die Früchte für Wohlstand und Überfluss. An der Akademie wird Kneffel geraten, Abstand zu halten von diesem Genre, auch von Tierdarstellungen. Vor allem als Malerin seien diese Motive zu lieblich, zu dekorativ. Kneffel ignoriert diesen Rat und sieht diese Einstellung gerade als Herausforderung. Sie bringt das Früchtestillleben auf ein neues Level und gibt ihm eine Daseinsberechtigung in der zeitgenössischen Kunst – mit einem Genre, in dem bereits alles erzählt zu sein scheint.

Kneffel stellt das Obst natürlich am Baum hängend dar, doch dann irritiert der dunkelgraue Hintergrund und bricht diese überhöhte Natürlichkeit. Diesen Eindruck erreicht sie durch höchste Präzision im Arbeiten. Die Leinwand wird mehrfach grundiert und angeschliffen, damit die Farbe so angesaugt wird, wie die Künstlerin es möchte. Das Motiv wird grob mit Bleistift vorskizziert. Dann arbeitet Kneffel selbst bei großformatigen Bildern mit sehr feinen Pinseln und trägt nach und nach hauchdünn die Farbe in mehreren Schichten auf. Dadurch, dass Kneffel sich für ihre Darstellung auf einen kleinen Bildausschnitt beschränkt und diesen in ein deutlich überlebensgroßes Format überträgt, erreicht die Künstlerin eine subtile Verfremdung des in beeindruckender fotorealistischer Präzision geschilderten Sujets. Die Oberfläche der Fruchtschale wirkt zum Greifen nah und die Früchte strahlen, als wären sie in einem Fotostudio perfekt ausgeleuchtet. Die realistische Darstellung wie auch die extreme Vergrößerung der Frucht sind Teil der subtilen Verfremdungsstrategie Karin Kneffels und bewirken sowohl eine Faszination als auch eine Irritation des Betrachters. Karin Kneffel schafft Werke von atemberaubender Schönheit, die wirklicher scheinen als die Wirklichkeit. [SM]



96
Karin Kneffel
Äpfel, 1996.
Öl auf Leinwand
Schätzung:
€ 90.000
Ergebnis:
€ 187.500

(inklusive Aufgeld)