Auktion: 545 / Evening Sale am 08.12.2023 in München Lot 34

 

34
Tom Wesselmann
Standing Nude, 1985.
Steelcut. Email auf Stahl
Schätzpreis: € 120.000 - 150.000
+
Standing Nude. 1985.
Steelcut. Email auf Stahl.
Verso signiert und datiert sowie schwer leserlich betitelt und bezeichnet. Unikat. Ca. 139 x 48,5 cm (54,7 x 19 in).
Das im Archiv unter dem Titel "Standing Nude (Variation #4)" gelistete "steel drawing" ist eine von insgesamt 6 farbigen Varianten dieses Motives. Jede dieser Varianten wurde von Wesselmann komplett unterschiedlich koloriert und die vorliegende "Variation #4" ist die einzige mit blondem Haar. [JS].

• Wesselmanns entindividualisierte Akte gelten als Ikonen der amerikanischen Pop-Art.
• Die scherenschnittartigen "steel drawings" kombinieren scheinbar gegensätzliche Elemente: Zeichnung und Skulptur, Fragilität und Stabilität, Spontanität und Präzision.
• Wesselmann überträgt hier das Prinzip der "shaped canvas" auf die gegenständliche Malerei und schafft damit Werke von einzigartiger räumlicher Präsenz.
• Unikat
.

Die Arbeit ist im Archiv des Tom Wesselmann Estate, New York, verzeichnet.

PROVENIENZ: Sidney Janis Gallery, New York (1986).
Maxwell Davidson Gallery, New York.
Privatsammmlung Österreich (vom Vorgenannten erworben).

"The prime mission of my art [..] is to make figurative art as exciting as abstract art."
Tom Wesselmann

Aufrufzeit: 08.12.2023 - ca. 18.06 h +/- 20 Min.

Anfang der 1980er Jahre beginnt der amerikanische Pop-Art-Künstler Tom Wesselmann mit Metall zu arbeiten und entwickelt eine vollkommen neuartige künstlerische Technik, die "steel drawings". In diesen filigranen, scherenschnittartigen Schöpfungen gelingt es Wesselmann auf einzigartige Weise, die Spontanität seines grafischen Zeichenstils, die klare, skizzenhafte Linienführung in den beständigen Werkstoff Metall zu überführen und damit eine faszinierende Verbindung aus Zeichnung und Skulptur zu schaffen. Genau genommen sind es farbige Reliefs einer Zeichnung, die Wesselmann in feinem Stahlschnitt vor der weißen Wand ausbreitet und die auf den ersten Blick den Anschein eines Wandgemäldes erwecken.

Die Motivik der "steel drawings" basiert auf den klassischen Wesselmann-Themen: Akte, Stillleben und Landschaften, wobei seine berühmten "Nudes" auch in dieser Technik Wesselmanns zentralen Motivkomplex bilden. Bereits Ende der 1950er Jahre entscheidet sich Wesselmann entgegen der damals vorherrschenden abstrakten Malerei dafür, rein gegenständlich zu arbeiten. Aber es ist ihm bewusst, dass hier eine vollkommen neue Herangehensweise gefordert ist, dass er fortan ganz neue künstlerische Wege beschreiten muss. Wesselmanns legendäre "steel drawings" sind einer davon, ein klarer künstlerischer Beweis dafür, dass die Geschichte der gegenständlichen Malerei entgegen der damals weit verbreiteten Annahme noch lange nicht auserzählt ist. Die ersten Arbeiten entstehen aus handgeschnittenem Aluminium, das in verschiedenen Farben lackiert wird. Wesselmann erklärt: "With the aluminium doodles, the idea was to take a small doodle and blow it up large, as if it had just been made on the wall." (zit. nach: https://denverartmuseum.org/article/staff-blogs/tom-wesselmann-finds-new-medium).

Mit dem Feinmechaniker Alfred Lippincott gelingt es Wesselmann nach monatelanger intensiver Arbeit, eine Technik zu entwickeln, die Stahl in einer solchen Präzision schneidet, wie es für die Umsetzung seiner künstlerischen Visionen grundlegend ist. Die zugrunde liegenden Skizzen werden elektronisch oder manuell auf die Metallplatte übertragen und mit dem Laserstrahl millimetergenau herausgeschnitten. Wesselmann spielt mit der doppelten Verfremdung und inszeniert auf diese Weise seine Pop-Art-Zeichnungen in entscheidender Weise neu: Zum einen ist es die Ausführung in Stahlschnitt und zum anderen ist es die monumentale Vergrößerung des zeichnerischen Formates, die gleichermaßen fasziniert und irritiert. Wesselmanns "steel drawings" sind wie monumentale, hochpräzise Scherenschnitte und spielen mit der verwirrenden Illusion, den feinen Strich der Zeichnung aus dem Papier herausheben und an die Wand hängen zu können. Damit überführen sie das Prinzip der "shaped canvas", welche die Form vom rechteckigen Malgrund zu emanzipieren sucht, in gewisser Weise in die gegenständliche, linienbasierte Malerei. Ihre einzigartige Wirkung bezieht immer auch den Raum und die aktuelle Lichtstimmung mit ein, da das feine Liniengefüge je nach Lichteinfall einen leicht variierten Schattenwurf auf die Wand dahinter zeichnet. [JS]



 

Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung zu Tom Wesselmann "Standing Nude"
Dieses Objekt wird regel- oder differenzbesteuert angeboten, Folgerechtsvergütung fällt an.

Berechnung bei Differenzbesteuerung:
Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 32 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 27 % berechnet und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 22 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Das Aufgeld enthält die Umsatzsteuer, diese wird jedoch nicht ausgewiesen.

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Zuschlagspreis bis 800.000 Euro: hieraus Aufgeld 27 %.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 800.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 21 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 800.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf den Teil des Zuschlagspreises, der 4.000.000 Euro übersteigt, wird ein Aufgeld von 15 % erhoben und zu dem Aufgeld, das bis zu dem Teil des Zuschlagspreises bis 4.000.000 Euro anfällt, hinzuaddiert.
Auf die Summe von Zuschlag und Aufgeld wird die gesetzliche Umsatzsteuer, derzeit 19 %, erhoben. Als Ausnahme hiervon wird bei gedruckten Büchern der ermäßigte Umsatzsteuersatz von derzeit 7 % hinzugerechnet.

Wir bitten um schriftliche Mitteilung vor Rechnungsstellung, sollten Sie Regelbesteuerung wünschen.

Berechnung der Folgerechtsvergütung:
Für Werke lebender Künstler oder von Künstlern, die vor weniger als 70 Jahren verstorben sind, fällt gemäß § 26 UrhG eine Folgerechtsvergütung in folgender Höhe an:
4% des Zuschlags ab 400,00 Euro bis zu 50.000 Euro,
weitere 3 % Prozent für den Teil des Zuschlags von 50.000,01 bis 200.000 Euro,
weitere 1 % für den Teil des Zuschlags von 200.000,01 bis 350.000 Euro,
weitere 0,5 Prozent für den Teil des Zuschlags von 350.000,01 bis 500.000 Euro und
weitere 0,25 Prozent für den Teil Zuschlags über 500.000 Euro.
Der Gesamtbetrag der Folgerechtsvergütung aus einer Weiterveräußerung beträgt höchstens 12.500 Euro.

Die Folgerechtsvergütung ist umsatzsteuerfrei.