Auktion: 545 / Evening Sale am 08.12.2023 in München Lot 14

 

14
Alfons Walde
Winter in Tirol (Spätwinter / Bergfrühling), Um 1933.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 300.000
Ergebnis:
€ 355.600

(inklusive Aufgeld)
Winter in Tirol (Spätwinter / Bergfrühling). Um 1933.
Öl auf Malpappe.
Rechts unten signiert. 42 x 59,3 cm (16,5 x 23,3 in).

• Alfons Walde gelingt es, die Landschaft seiner Heimat in ihrer schönen Rauheit zu charakterisieren.
• In für seine Zeit ungewöhnlicher Anonymisierung formuliert er das Urtypische der Menschen.
• Walde ist der unangefochtene Meister der Winterlandschaft und hat mit seinen Bildern ein eigenes Genre geschaffen
.

Mit einem Gutachten von Michael Berger, Archiv Alfons Walde, vom 18.11.2023. Das Gemälde ist im Archiv Alfons Walde unter der Nummer D-LA-1064 registriert.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland.

LITERATUR: Neumeister, Neumeisters Moderne, Auktion 22, München, 14.11.1997, Los 17 (m. Abb.).

"Landschaft bedeutete ihm auch Kontrast zum Himmel, selten führte er die Berge bis hinaus zum oberen Bildrahmen, stets wurde das Blau des Himmels in seiner Intensität zu einem bildmitbestimmenden Element. Der kompositionellen Steigerung vom leicht erhöhten Vordergrund über den tiefen eingedrückten Mittelgrund bis zum wieder hoch kulissenartig aufsteigenden Bergmassiv im Hintergrund bediente sich Walde bei seinen Landschaftsdarstellungen."
Gert Ammann, Alfons Walde 1891-1958, 2005, S. 83

Alfons Walde ist eine Ausnahmeerscheinung in der Kunst des frühen 20. Jahrhunderts, die sich zwischen Ismen und Manifesten bewegt und oftmals mehr Überbau als Substanz hat. Er schafft einen bodenständigen, dennoch forminnovativen, lokalen, durch seine Qualität aber zugleich internationalen Stil. Es ist eine kraftvolle plastische Monumentalität, mit der er seine tägliche Umgebung ausgestaltet und damit künstlerisch überhöht. Sucht man nach Vergleichen seiner grandiosen Wiedergabe der eindrucksvollen Landschaft der Alpen muss man den Werdegang Alfons Waldes genauer betrachten.

Einflüsse aus seiner Wiener Zeit
1891 kommt Walde in Oberndorf zur Welt, er wächst in Kitzbühel auf, wo sein Vater als Zeichenlehrer arbeitet. Von 1910 bis 1914 studiert er an der Technischen Hochschule in Wien Architektur und setzt gleichzeitig seine Ausbildung als Maler fort. In der Donaumetropole findet er in dem Architekt Robert Örley einen wichtigen Förderer, der ihm die Wiener Kunstszene erschließt. Walde verkehrt in Künstlerkreisen um Egon Schiele und Gustav Klimt, die auf jeden Fall für seine weiteres Schaffen richtungsweisend sind. So ist die starke Aufsicht auf das Sujet vergleichbar mit Bildlösungen, die Egon Schiele gefunden hat; bei Walde wird sie sich fest in seinen Werken verankern. Weitere Einflüsse erfährt er durch Ferdinand Hodler. Hodler nimmt seit der Jahrhundertwende mehrfach an Ausstellungen der Wiener Secession teil und wird zum korrespondierenden Mitglied der der Wiener Secession ernannt. Auch wenn Hodler während Alfons Waldes Wiener Studienjahre nicht persönlich in Wien ist, kann man doch davon ausgehen, dass er sich mit Hodlers Werk, das im Kreis Wiener Secession hoch geschätzt ist, auseinandersetzt. Alfons Walde selbst ist 1913 mit vier Bauernbildern in der Ausstellung der Wiener Secession vertreten. Ferdinand Hodler inszeniert in seinen Gemälde die Berge in einer völlig neuen Weise. Sie stehen als mystischer Sehnsuchtsort am Horizont. Von diesen Gebirgszügen geht eine anziehende Strahlkraft aus, die direkt durch die besondere, strahlenden Farbwahl erzeugt wird. Alfons Walde kreiert in seinen verschneiten Bergmotiven eine gleiche Aura, in die er entindividualisierte Figuren stellt. Walde ist damit eine neues Genre der Darstellung der Heimat geglückt.

Mit Beginn des I.Weltkrieges wird Alfons Walde unvermittelt gezwungen seine Studienzeit zu unterbrechen: von 1914 bis 1917 nimmt er als Tiroler Kaiserschütze aktiv am Hochgebirgskrieg in hart umkämpften Dolomiten teil. Nach dem Militärdienst nimmt er sein Architkturstudium in Wien wieder auf und, kehrt aber dann ins heimatliche Kitzbühel zurück

Walde - der unangefochtene Meister der Winterlandschaft
Alfons Walde findet hier in seiner unmittelbaren Umgebung die Motive, die fast sein gesamtes künstlerisches Werk kennzeichnen: das alpenländische Tirol mit seinen kleinen Bergdörfern und deren urtümlichen Bewohnern. Das erdverbundene Tirolerische schildert Walde wie kein Zweiter mit seinem pastosen Pinselstrich in einer Weise, die ihm zeitig Beachtung gesichert hat. Seine Gestalten sind fest umrissen, fast grob. Seine hermetische und anonymisierte Gestaltung der Figuren lässt im Unterton die Rauheit und Schwierigkeiten des bäuerlichen Lebens anklingen, doch ist die strahlende Schönheit der Bergnatur und die von allem Städtischen unbefleckte Gegenwart der Szenerie erhaben und übermächtig.

Gerade die Einfachheit der Stilmittel, die hier dem kargen Sujet zugutekommen, haben Walde zu einem der herausragenden Maler alpenländischer Folklore gemacht. Waldes Malweise ist, wie auch hier, stellenweise sehr pastos. In die kulissenhafte, gedämpfte Schneelandschaft mit den großzügigen Weißhöhungen lässt er scherenschnittartig die blauen Schatten der Häuser fallen. Der matte und bisweilen pastose sowie fast reliefartig zu nennende Farbauftrag ist typisch für sein Arbeiten. Alfons Walde, der zu seinen Lebzeiten von der österreichischen Kunstgeschichte unbeachtet blieb, ist inzwischen endgültig in den Rang gehoben, der ihm gebührt. [EH]



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Alfons Walde
Winter in Tirol (Spätwinter / Bergfrühling), Um 1933.
Öl auf Malpappe
Schätzung:
€ 300.000
Ergebnis:
€ 355.600

(inklusive Aufgeld)