Auktion: 560 / Evening Sale am 06.12.2024 in München Lot 124000981
124000981
Ernst Wilhelm Nay
Sonnenzirkel, 1956.
Öl auf Leinwand
Schätzpreis: € 400.000 - 600.000
Informationen zu Aufgeld, Steuern und Folgerechtsvergütung sind ab vier Wochen vor Auktion verfügbar.
Sonnenzirkel. 1956.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Auf dem Keilrahmen signiert, datiert und betitelt. 80 x 200 cm (31,4 x 78,7 in). [JS].
• Frühe, farbgewaltige Arbeit aus der Werkphase der berühmten "Scheibenbilder".
• Progressive All-Over-Malerei: Mit seinen"Scheibenbildern" gelingt Nay der internationale Durchbruch.
• Im Entstehungsjahr ist Nay auf der Biennale in Venedig vertreten, im Folgejahr zeigt das Museum of Modern Art, New York, Nays "Scheibenbilder" in der Ausstellung "German Art of the Twentieth Century".
• 2002 war "Sonnenzirkel" in der großen Nay-Retrospektive der Hypo-Kulturstiftung, München sowie im Kunstmuseum Bonn ausgestellt.
• Marktfrische Arbeit aus der besten Schaffenzeit mit geschlossener Provenienz.
• Arbeiten dieser bedeutenden Werkphase befinden sich u. a. im Museum Ludwig, Köln, der Neuen Nationalgalerie, Berlin sowie dem Solomon R. Guggenheim Museum, New York.
PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers.
Privatsammlung Deutschland (seit 1998, aus dem Nachlass erworben)).
AUSSTELLUNG: Ernst Wilhelm Nay, Neues Rathaus, Weiden (Oberpfalz) 1995.
Nay - Variationen. Retrospektive zum 100. Geburtstag, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München 2002, Kunstmuseum Bonn, Bonn 2002/03, Kat.-Nr. C 74, (m. Abb. S. 150).
LITERATUR: Aurel Scheibler, Ernst Wilhelm Nay. Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. 1: 1922-1951, Köln 1990, WVZ-Nr. 811 (m. Farbabb.)
- -
Franziska Müller, Ernst Wilhelm Nays `Vom Gestaltwert der Farbe`als Künstlertheorie und Zeitzeugnis. Marburg 2016, S. 157, Anm. 557.
Heinrich Klotz, Kunst im 20. Jahrhundert. Moderne, Postmoderne, Zweite Moderne, München 1994, S. 45.
Öl auf Leinwand.
Rechts unten signiert und datiert. Auf dem Keilrahmen signiert, datiert und betitelt. 80 x 200 cm (31,4 x 78,7 in). [JS].
• Frühe, farbgewaltige Arbeit aus der Werkphase der berühmten "Scheibenbilder".
• Progressive All-Over-Malerei: Mit seinen"Scheibenbildern" gelingt Nay der internationale Durchbruch.
• Im Entstehungsjahr ist Nay auf der Biennale in Venedig vertreten, im Folgejahr zeigt das Museum of Modern Art, New York, Nays "Scheibenbilder" in der Ausstellung "German Art of the Twentieth Century".
• 2002 war "Sonnenzirkel" in der großen Nay-Retrospektive der Hypo-Kulturstiftung, München sowie im Kunstmuseum Bonn ausgestellt.
• Marktfrische Arbeit aus der besten Schaffenzeit mit geschlossener Provenienz.
• Arbeiten dieser bedeutenden Werkphase befinden sich u. a. im Museum Ludwig, Köln, der Neuen Nationalgalerie, Berlin sowie dem Solomon R. Guggenheim Museum, New York.
PROVENIENZ: Nachlass des Künstlers.
Privatsammlung Deutschland (seit 1998, aus dem Nachlass erworben)).
AUSSTELLUNG: Ernst Wilhelm Nay, Neues Rathaus, Weiden (Oberpfalz) 1995.
Nay - Variationen. Retrospektive zum 100. Geburtstag, Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München 2002, Kunstmuseum Bonn, Bonn 2002/03, Kat.-Nr. C 74, (m. Abb. S. 150).
LITERATUR: Aurel Scheibler, Ernst Wilhelm Nay. Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bd. 1: 1922-1951, Köln 1990, WVZ-Nr. 811 (m. Farbabb.)
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Franziska Müller, Ernst Wilhelm Nays `Vom Gestaltwert der Farbe`als Künstlertheorie und Zeitzeugnis. Marburg 2016, S. 157, Anm. 557.
Heinrich Klotz, Kunst im 20. Jahrhundert. Moderne, Postmoderne, Zweite Moderne, München 1994, S. 45.
Diesen lichtdurchfluteten „Sonnenzirkel“ malt Ernst Wilhelm Nay direkt im Vorfeld seines berühmten „Freiburger Bildes“. Im Frühsommer 1956 wird Nay von der Universität Freiburg eingeladen, für das Vestibül des neu gebauten Chemischen Instituts ein Wandbild zu schaffen, das sogenannte „Freiburger Bild“ (Wvz. 812, Abb.). Zur Verfügung steht die Rückwand der sehr geräumigen, aber relativ niedrigen Eingangshalle, 255 x 655 cm. Nay nimmt den Auftrag ohne Auflagen an und entschließt sich für ein Leinwandbild auf Keilrahmen, das die gesamte Wandfläche überspannen sollte. „Die Komplikation, die ein Auftrag mit sich bringt, liegt darin, daß der Künstler sich gezwungen sieht, auf die Wirkung seines Bildes zu achten und sie den Umständen anzupassen“, so Nay resümierend 29. Juni 1956 (Ernst Wilhelm Nay, Lesebuch, Köln 2002, S. 140)
Über das Jahr beschäftigt ist es ihm wichtig, sich dieser sehr großen und langgezogenen Fläche unmittelbar zu stellen, um den Raum und die ungewöhnliche Proportion dieses mächtigen weißen Feldes zu erfahren. Um von vornherein der Gefahr der Vergrößerung einer Entwurfsskizze zu entgehen, verzichtet Nay auf alle Skizzen und Vorarbeiten, die direkt auf sein flächengrößtes Bild zielen. Aber so ganz kann er sich seinem Arbeitsrhythmus nicht entziehen und so fertigt er etwa 16 Aquarell-Studien von proportionaler Größe an, meist 27 x 57 cm, sowie 3 Gemälde im Format 80/85 x 200 cm: „Mänaden“ (Wvz. 809, Abb.), „Sonnenweg“ (Wvz. 810, Abb.) und eben den „Sonnenzirkel“ (Wvz. 811), um sich dieser enormen Fläche der Stirnwand der Eingangshalle beispielhaft zu nähern. Auch diese drei längsgestreckten, querformatigen Gemälde erweisen sich nicht nur wegen des Formates als doch ungewöhnlich, sind sie denn sogleich in ihrer Dichte auch herausragend und einzigartig im Werk des Künstlers.
"Meine Scheibenidee war vorerst vollkommen artistischer Natur. Ist der Komponist Tonsetzer, so wollte ich Farbsetzer sein mit den Mitteln der Farbe in Verbindung von Rhythmus, Quanten, Dynamik, Reihen zur Fläche", so Nays Antwortet auf die Frage, wie er zur Scheibe gekommen sei, „dass für ihn die natürliche Ausbreitung einer Farbe im Prozess des Malens der Kreise ist.“ (zit. nach: Ausst.-Kat. Ernst Wilhelm Nay, Stedelijk Museum, Amsterdam 30.4.-10.6.1998, u. a., S. 99). Diese Erkenntnis verhilft ihm auf geniale Art zur angestrebten Vereinfachung seiner Kunst. Plötzlich ist die Farbe als reiner Klangkörper Träger des Ausdrucks, befreit von Figur und Gestalt.
So umgeht Nay hier mit dem Gemälde „Sonnenzirkel“ eine additive Aneinanderreihung einzelner formaler und rhythmischer Zentren, die das friesartige Format nahelegen würde, der Künstler aber unbedingt vermeiden möchte. So entsteht eine fein durchdachte Komposition vergleichbar einer Melodie, in der das Betonen und Zurücknehmen, das Austarieren von Gleichgewichten sich wie selbstverständlich im Auge verliert. Und so erscheint mit den kräftigen Gelb- und gewandelten Orange-Tönen auf dominantem Rot die großartige Idee einer bewegten Rhythmik, die einerseits den Kosmos der Fläche in eine in sich abgeschlossene Choreografie der bildnerischen Kräfte verwandelt und gleichzeitig mit einem universelleren, von außen einfallenden und wieder nach außen strahlenden rhythmischen Feld Verbindung hat.
Gestische Formen und eben leuchtende, kreisförmige Scheiben wuchern über die Bildfläche, nehmen eine lyrische, sogleich rhythmische Form an und spiegeln die lebendige Stimmung des Künstlers. Flecken und dicht gemalte Farbkreise von unterschiedlicher Größe in Zitronengelb, Orange, Kadmiumrot, ein wenig Violett, sodann graue und schwarze Punkte beleben die Komposition. Die Farben sind lebhaft gesetzt mit großer Wirkung, eine freie, musikalische Ästhetik mit gemalten Kreisformen. Der Künstler inszeniert eine gleichsam schwerelos wirkende Bildszenerie die „geradezu übersprudelt vor Lebensfreude, Rhythmus, Farbenpracht, Schnelligkeit des Strichs und energiegeladener Bewegung“, so der Kunsthistoriker und Nay-Kenner Siegfried Gohr (zit. nach: Ernst Wilhelm Nay – Ein Essay, in: Ausst.-Kat. Stedelijk Museum, Amsterdam, 1998, S. 27).
Denkt man sich diese energiegeladene Komposition auf jene riesige Wand im Foyer des Chemischen Instituts, so würde sie mit der in ihr enthaltenen Strahlungsenergien diese nackte weiße Wand in eine aufregende und sogleich anziehende Fläche verwandeln. Und dieser energetischen, ja wohlig warmen Ausstrahlung kann sich der Betrachter auch im Privaten nicht entziehen: „Sonnenzirkel“ erweist sich wie eine mystische Lichtquelle, die ihr Umfeld aufs Geheimnisvolle erwärmt. Mit dem „Sonnenzirkel“ bekräftigt der Künstler seine Position als der deutsche Farbmaler des 20. Jahrhunderts, der es versteht, auch dieses Gemälde kostbar und dicht zu gestalten und die auftretenden farbigen Energien bis ins Kleinste zu durchdenken: es sind dies rhythmische Abläufe des Farbeinsatzes und die bewegten Rhythmen der Flächengliederung, die das Element der Dynamik auch in diesem Scheibenbild mit seinem energischen Kolorit tragen: Ein Zustandekommen durch das potentielle Volumen der Scheiben in ihrer Ballung, auch vermehrten Streuung und bisweilen gefasst durch die Reihung schwarzer Scheiben. Es ist immer wieder faszinierend, wie es Ernst Wilhelm Nay gelingt, seine ausgeprägt empathische Ordnung für Farbe und Form in dieser luftigen Leichtigkeit zum Ausdruck zu bringen. [MvL]
Über das Jahr beschäftigt ist es ihm wichtig, sich dieser sehr großen und langgezogenen Fläche unmittelbar zu stellen, um den Raum und die ungewöhnliche Proportion dieses mächtigen weißen Feldes zu erfahren. Um von vornherein der Gefahr der Vergrößerung einer Entwurfsskizze zu entgehen, verzichtet Nay auf alle Skizzen und Vorarbeiten, die direkt auf sein flächengrößtes Bild zielen. Aber so ganz kann er sich seinem Arbeitsrhythmus nicht entziehen und so fertigt er etwa 16 Aquarell-Studien von proportionaler Größe an, meist 27 x 57 cm, sowie 3 Gemälde im Format 80/85 x 200 cm: „Mänaden“ (Wvz. 809, Abb.), „Sonnenweg“ (Wvz. 810, Abb.) und eben den „Sonnenzirkel“ (Wvz. 811), um sich dieser enormen Fläche der Stirnwand der Eingangshalle beispielhaft zu nähern. Auch diese drei längsgestreckten, querformatigen Gemälde erweisen sich nicht nur wegen des Formates als doch ungewöhnlich, sind sie denn sogleich in ihrer Dichte auch herausragend und einzigartig im Werk des Künstlers.
"Meine Scheibenidee war vorerst vollkommen artistischer Natur. Ist der Komponist Tonsetzer, so wollte ich Farbsetzer sein mit den Mitteln der Farbe in Verbindung von Rhythmus, Quanten, Dynamik, Reihen zur Fläche", so Nays Antwortet auf die Frage, wie er zur Scheibe gekommen sei, „dass für ihn die natürliche Ausbreitung einer Farbe im Prozess des Malens der Kreise ist.“ (zit. nach: Ausst.-Kat. Ernst Wilhelm Nay, Stedelijk Museum, Amsterdam 30.4.-10.6.1998, u. a., S. 99). Diese Erkenntnis verhilft ihm auf geniale Art zur angestrebten Vereinfachung seiner Kunst. Plötzlich ist die Farbe als reiner Klangkörper Träger des Ausdrucks, befreit von Figur und Gestalt.
So umgeht Nay hier mit dem Gemälde „Sonnenzirkel“ eine additive Aneinanderreihung einzelner formaler und rhythmischer Zentren, die das friesartige Format nahelegen würde, der Künstler aber unbedingt vermeiden möchte. So entsteht eine fein durchdachte Komposition vergleichbar einer Melodie, in der das Betonen und Zurücknehmen, das Austarieren von Gleichgewichten sich wie selbstverständlich im Auge verliert. Und so erscheint mit den kräftigen Gelb- und gewandelten Orange-Tönen auf dominantem Rot die großartige Idee einer bewegten Rhythmik, die einerseits den Kosmos der Fläche in eine in sich abgeschlossene Choreografie der bildnerischen Kräfte verwandelt und gleichzeitig mit einem universelleren, von außen einfallenden und wieder nach außen strahlenden rhythmischen Feld Verbindung hat.
Gestische Formen und eben leuchtende, kreisförmige Scheiben wuchern über die Bildfläche, nehmen eine lyrische, sogleich rhythmische Form an und spiegeln die lebendige Stimmung des Künstlers. Flecken und dicht gemalte Farbkreise von unterschiedlicher Größe in Zitronengelb, Orange, Kadmiumrot, ein wenig Violett, sodann graue und schwarze Punkte beleben die Komposition. Die Farben sind lebhaft gesetzt mit großer Wirkung, eine freie, musikalische Ästhetik mit gemalten Kreisformen. Der Künstler inszeniert eine gleichsam schwerelos wirkende Bildszenerie die „geradezu übersprudelt vor Lebensfreude, Rhythmus, Farbenpracht, Schnelligkeit des Strichs und energiegeladener Bewegung“, so der Kunsthistoriker und Nay-Kenner Siegfried Gohr (zit. nach: Ernst Wilhelm Nay – Ein Essay, in: Ausst.-Kat. Stedelijk Museum, Amsterdam, 1998, S. 27).
Denkt man sich diese energiegeladene Komposition auf jene riesige Wand im Foyer des Chemischen Instituts, so würde sie mit der in ihr enthaltenen Strahlungsenergien diese nackte weiße Wand in eine aufregende und sogleich anziehende Fläche verwandeln. Und dieser energetischen, ja wohlig warmen Ausstrahlung kann sich der Betrachter auch im Privaten nicht entziehen: „Sonnenzirkel“ erweist sich wie eine mystische Lichtquelle, die ihr Umfeld aufs Geheimnisvolle erwärmt. Mit dem „Sonnenzirkel“ bekräftigt der Künstler seine Position als der deutsche Farbmaler des 20. Jahrhunderts, der es versteht, auch dieses Gemälde kostbar und dicht zu gestalten und die auftretenden farbigen Energien bis ins Kleinste zu durchdenken: es sind dies rhythmische Abläufe des Farbeinsatzes und die bewegten Rhythmen der Flächengliederung, die das Element der Dynamik auch in diesem Scheibenbild mit seinem energischen Kolorit tragen: Ein Zustandekommen durch das potentielle Volumen der Scheiben in ihrer Ballung, auch vermehrten Streuung und bisweilen gefasst durch die Reihung schwarzer Scheiben. Es ist immer wieder faszinierend, wie es Ernst Wilhelm Nay gelingt, seine ausgeprägt empathische Ordnung für Farbe und Form in dieser luftigen Leichtigkeit zum Ausdruck zu bringen. [MvL]
124000981
Ernst Wilhelm Nay
Sonnenzirkel, 1956.
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