Auktion: 563 / Modern Art Day Sale am 07.12.2024 in München Lot 250

 

250
Georg Kolbe
Lauschende, 1941/42.
Zink
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 95.250

(inklusive Aufgeld)
Lauschende. 1941/42.
Zink.
Auf der Plinthe mit dem Monogramm. Verso an der Plinthe mit dem Gießerstempel "H.NOACK BERLIN". Einer von 6 Güssen. Höhe: 132 cm (51,9 in). [EH].
Der Guss wurde 1942/43 ausgeführt.

• Die Figur der "Lauschenden" gehört durch ihre anmutige Haltung, ihren in sich gekehrten und zugleich durchdringenden Blick sowie durch ihre natürliche Lässigkeit, den rechten Arm hinter den Rücken gelegt, zu den beliebtesten Werken aus Kolbes später Zeit.
• "Lauschende" wurde bisher nur ein Mal auf dem internationalen Auktionsmarkt angeboten und ist durch ihre niedrige Anzahl an Güssen eine Seltenheit (Quelle: artprice.com)
• Lebzeitguss.
• Der Entwurf für die "Lauschende" entsteht 1941/42, der Guss in Zink 1942/43. Die Ausfertigung der Skulptur in Zink entsteht kriegsbedingt. Bronze ist während des Zweiten Weltkriegs Mangelware.
• Ein weiterer gefertigter Guss befand sich im Nachlass des Künstlers und ist heute Teil der Sammlung des Georg Kolbe Museums, Berlin
.

PROVENIENZ: Privatsammlung Niedersachsen.

AUSSTELLUNG: Herbst-Ausstellung, Preußische Akademie der Künste, Berlin, Oktober - Dezember 1942. Kat.-Nr. 154 (wohl anderes Exemplar).
Große Deutsche Kunstausstellung 1942, Haus der Kunst, München 1942, Kat.-Nr. 552, Abb. S. 61 (wohl anderes Exemplar).

LITERATUR: Ursel Berger, Georg Kolbe. Leben und Werk, Berlin 1990, Nr. 183 (anderes Exemplar).
"Das Kunstwerk ist eine Übersetzung des Lebens in eine Sprache. Ein Sammeln und Weglassen zahlloser Eindrücke, ein Ordnen und Hervorheben des Wesentlichen."
Georg Kolbe, 1912

Georg Kolbe variiert als eines der Hauptthemen in seinem Œuvre die weibliche Figur. Seine ganzfigurigen Frauenakte entwickeln sich im Laufe seines Schaffens ausgehend vom anmutig bewegten, bisweilen tanzenden oder verschänkt sitzenden Körpern über die Jahre hin zum heroischen, ausdrucksstarken Typus. Eine wesentlich Rolle spielen dabei seine eigenen Erfahrungen und Empfindungen, wie etwa 1927 der Tod seiner über alles geliebten Frau, der es ihm zunächst unmöglich macht neue Frauenfiguren entstehen zu lassen. Das Spektrum verschiebt sich vorerst zu den männlichen Figuren, die es erst seit Ende der 20er Jahre in seinem Œuvre gibt. Diese männlichen Figuren werden von Ursel Berger als "Ausdruck eigener Befindlichkeit, während die Frauengestalten eher einen Reflex auf die Umwelt, das 'Gegenüber' [..] vermitteln" (Ursel Berger (Hrsg.), Georg Kolbe 1877-1947, München-New York 1997, S. 30) gesehen. Im Spätwerk des Künstlers entwickelt sich die Figurenauffassung mehr zum heroischen hin. Auch die "Lauschende" steht für sein Suchen nach einer harmonischen Menschendarstellung. Carl Georg Heise hebt in seinem Nachruf auf den Bildhauer die grundlegenden Charakteristika treffend hervor. Er betont die Lyrik seiner Plastiken mit den Worten: "Kolbes zeitgeschichtliche Mission - das ist der Durchbruch einer ausschließlich um Reinheit der künstlerischen Form bemühten, durchaus gegenwartsnahen Wahrhaftigkeit. Seine persönliche Leistung aber ist die Verbindung von Wahrheit und Anmut auf der höchsten Stufe seiner Wirksamkeit von vollkommener Körperlichkeit mit echter Beseelung, Leib und Geist in spannungsloser Harmonie". (Georg Heise,1947: zit.nach.: Ursel Berger (Hrsg.), Georg Kolbe 1877-1947, München-New York 1997, S. 32). Georg Kolbe spricht durch die Gestaltung und Haltung dieser Figuren zu uns. [EH]



250
Georg Kolbe
Lauschende, 1941/42.
Zink
Schätzung:
€ 50.000
Ergebnis:
€ 95.250

(inklusive Aufgeld)