Lexikon
Carracci-Schule

Neben Caravaggio zählen die Mitglieder der Bologneser Maler- und Stecherfamilie Carracci, allen voran Annibale (1560-1609), daneben sein Cousin Ludovico (1555-1619), sein Bruder Agostino (1557-1602) und dessen Sohn Antonio (um 1589-1618), zu den Begründern der Barockmalerei. Die Bologneser Carracci-Schule ist Vorläufer der modernen Kunstakademien: 1582 gründeten die Carracci in Bologna die "Accademia dei Desiderosi" (Schule der Strebenden), die spätere "Accademia degli Incamminati" (Schule der auf den rechten Weg Gebrachten). Die dortige Kunstlehre - die sogenannte "Carracci-Reform" - überwand den erstarrten Manierismus mittels einer Orientierung an der Renaissance, besonders an Michelangelo, Raffael und Correggio. Ergänzt wurde die Rückbesinnung durch gezielte Studien nach der Natur. Der Stil, der sich hieraus entwickelte, ist gekennzeichnet durch kraftvolles Pathos und die Vereinigung von klassischer Idealität und treffendem Naturalismus.
Die Reform der Carracci wurde zum Ausgangspunkt verschiedener hochbarocker Strömungen, vom Akademismus über den barocken Klassizismus hin zum dekorativen Barock. Sie befruchtete ferner das barocke Portrait, das Genrebild und die Groteske und beeinflusste die heroische Landschaft eines Poussin oder Lorrain. In der Altarmalerei prägten die Carracci einen neuartigen, durch monumentale Vereinfachung bestimmten Darstellungstypus.
Als Hauptmeister der für die italienische Barockmalerei zentralen Bologneser Schule sind neben den Carracci selbst Guido Reni (1575-1642), il Guercino (eigentlich Giovanni Francesco Barbieri, 1591-1666), Francesco Albani (1578-1660), Domenichino (Domenico Zampieri, 1581-1641) und Giovanni Lanfranco (1582-1647) zu benennen.