Lexikon
Künstlerkolonie Gutach

Das Örtchen Gutach im Schwarzwald, Herkunftsort der berühmten Gutacher Tracht mit dem Schwarzwälder Bollenhut, wurde bereits von Ludwig Knaus und dem Schweizer Benjamin Vautier (1829-98) als Inspirationsquelle genutzt. Die eigentliche Malerkolonie Gutach wurde jedoch durch Wilhelm Hasemann (1850-1913) begründet, den der Volksschriftsteller Berthold Auerbach 1883 mit einem Illustrationsauftrag in den Schwarzwald geholt hatte. In Gutach entstanden seither zahlreiche realistische Werke in Freilichtmalerei, zu deren Höhepunkten 1891 die "Wallfahrtskirche in Triberg" rechnet.
Dem Beispiel Wilhelm Hasemanns folgten schon in den 1880er Jahren viele Künstler, die sich für kürzere oder längere Besuche und Aufenthalte in Gutach einfanden. Unter ihnen sind Gustav Schönleber, Hermann Baisch, Adolf Des Coudres, Friedrich Kallmorgen, Leopold Graf von Kalkreuth, Gustav Kampmann, Edmund Kanoldt, Albert Kappis und der bereits einen Impressionismus pflegende Christian Landenberger zu nennen. In den 1890er Jahren folgten Curt Liebich und Ernst Kielwein, und auch der Illustrator Fritz Reiss war steter Gast in Gutach. Sogar für Max Liebermann wird ein Aufenthalt in dem Örtchen im Schwarzwald vermutet.
Im Unterschied zu anderen Dörfern, die im ausgehenden 19. Jahrhundert zum Hort von Künstlerkolonien wurden, war Gutach keineswegs ein völlig abgeschiedenes ländliches Idyll, aber dennoch von einer eigenen und besonders ausgeprägten Kultur. Dieser Kultur galt auch das Interesse der Maler, allen voran Wilhelm Hasemann, der deren Bedrohung durch die voranschreitende Industrialisierung erkannte und um den Erhalt der typischen Tracht und der Bauwerke kämpfte.
In der Kunst schlug sich dieses Interesse Wilhelm Hasemanns und seines Kreises in einer realistischen Freilichtmalerei nieder, welche den Status Quo erfasste und zugleich die Veränderungen dokumentierte.