Auktion: 496 / Evening Sale am 06.12.2019 in München Lot 158

 

158
Günther Uecker
Poesie der Destruktion, 1985.
Nägel und schwarze Farbe auf Leinwand auf Holz
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 85.000

(inkl. Käuferaufgeld)
Poesie der Destruktion. 1985.
Nägel und schwarze Farbe auf Leinwand auf Holz.
Verso signiert, datiert und betitelt sowie mit Richtungspfeil und Richtungsangabe. 90 x 90 x 13 cm (35,4 x 35,4 x 5,1 in).

• Besonders expressiv-kontrastreiches Nagelbild.
• Wunderbares Beispiel für die Ambivalenz zwischen Gewalt und Harmonie
.

Dieses Werk ist im Uecker Archiv unter der Nummer GU.85.024 registriert und wird vorgemerkt für die Aufnahme in das entstehende Uecker-Werkverzeichnis.

PROVENIENZ: Privatsammlung Süddeutschland (über die Galerie Waßermann, München, erworben, verso mit dem Stempel).

Der Titel der Werkreihe "Poesie der Destruktion" greift gerade diesen vermeintlichen Gegensatz aus einem scheinbar destruktiven Schöpfungsakt und der poetischen Erscheinung der künstlerischen Schöpfung auf und verbindet auch verbal das, was spontan zunächst unvereinbar scheint. Dass der Titel dieser Werkreihe also geradezu paradigmatisch für das gesamte Schaffen Ueckers gelesen werden kann, wird auch der Auslöser dafür gewesen sein, einem erstmals 2004 ausgestrahlten Dokumentarfilm über den "ZERO"-Künstler Günther Uecker den Untertitel "Poesie der Destruktion" zu geben. In den 1980er Jahren zeigt sich in Ueckers Arbeiten eine gesteigerte Emotionalität. Mit der Axt fügt er seinen Gemälden tiefe klaffende Wunden zu. Sie sind Ausdruck des sich verändernden politischen und geistigen Klimas und die Bedrohung einer folgenschweren weltweiten Krise, die Uecker tief empfindet. Es sind sehr persönliche Werke, die vom Wechselspiel von Verletzung und Verletzlichkeit erzählen. In unserem Werk aus der Reihe "Poesie der Destruktion" legen sich die seitlich gebogenen Nägel schützend über diese Verwundungen. Sie wehren schädliche Einflüsse ab - wirken befriedend. So haben die Werke letztendlich bei all der Gewalt, die mit ihrer Entstehung einhergeht, etwas Hoffnungsvolles und Erlösendes. Geradezu zwangsläufig ist der Betrachter versucht, in dem Gewirr aus sich teilweise verbiegenden Nagelköpfen eine gewisse Ordnung, einen festen Rhythmus erkennen zu wollen, der dieser perfekt dargebotenen Choreografie zugrunde liegt. Nicht nur die sich in unterschiedlichste Richtungen verbiegenden Nagelhälse, sondern auch die vereinzelt gesetzten Schlitze in die darunterliegende Leinwand sind zentraler und titelgebender Bestandteil der vorliegenden "Poesie der Destruktion" und zeigen die Ambivalenz des Werkes, Gewalt und Poesie harmonisch miteinander zu verbinden. [SM]



158
Günther Uecker
Poesie der Destruktion, 1985.
Nägel und schwarze Farbe auf Leinwand auf Holz
Schätzung:
€ 80.000
Ergebnis:
€ 85.000

(inkl. Käuferaufgeld)